Der Blick auf den Computer zeigt mehr als einen Kartenüberblick. Jede Höhenlage ist zentimetergenau eingemessen und digitalisiert, erklärte Planer und Diplom Ingenieur Holger Mordhorst aus Nortorf (rechts). Die präzise Vorplanung wird durch jahrelange Erfahrung von Betreuern wie Friedwart Pütz, Ingenieur der Neumünsteraner Naturschutzbehörde, ergänzt. Trotzdem kann es bei den Arbeiten noch Überraschungen geben, meinten die beiden Fachmänner.

Der Blick auf den Computer zeigt mehr als einen Kartenüberblick. Jede Höhenlage ist zentimetergenau eingemessen und digitalisiert, erklärte Planer und Diplom Ingenieur Holger Mordhorst aus Nortorf (rechts). Die präzise Vorplanung wird durch jahrelange Erfahrung von Betreuern wie Friedwart Pütz, Ingenieur der Neumünsteraner Naturschutzbehörde, ergänzt. Trotzdem kann es bei den Arbeiten noch Überraschungen geben, meinten die beiden Fachmänner.

01. März 2016 / Im Mai 2015 stellten Planer und Entwickler die ersten Pläne für die Zukunft des schleswig-holsteinischen Dosenmoors zwischen Neumünster und Großharrie vor. Jetzt gehen die Planungen in die nächste Runde. Im Fenruar stellten Diplom Ingenieur Holger Mordhorst-Brettschneider und Dr. Susanne von Stamm aus dem Nortorfer Planungsbüro im Landgasthof „Alter Heseler“ in Negenharrie die aktuellen Pläne vor.

Hiernach bestehen gute Chancen, das Dosenmoor zu erhalten und weiter zu einer vielfältigen Lebensraumgemeinschaft auszubauen, erklärte der Planer. Zwar gebe es neben Höhenunterschieden von bis zu etwa drei Metern ausgesprochen unterschiedliche Flächen, die vom zentralen Hochmoorkörper bis hin zu den Birkenwaldstreifen und Wiesengürteln im Randbereich reichen, trotzdem sei eine Renaturierung und Weiterentwicklung machbar.

Die Höhenunterschiede rühren von einer Quellung des zentralen Torfkörpers und der ehemaligen Torfgewinnung her. In den niedriger gelegenen Teilen gibt es die für Moore typischen Schlenken und Bulten, auch Torfmoose haben sich wieder angesiedelt und sorgen für Moorwachstum. Der überwiegend aus Birken entstandene Waldstreifen erfüllt auch eine Schutzfunktion für die sensiblen Lebensraumgemeinschaften im Dosenmoor, erklärte Mordhorst.

Mit der Anlage neuer Dämme und Mönche zur Wasserstandsregulierung soll der zentrale Torfkörper weiter vernässt werden. Durch das Aufquellen liegt der jetzt zu hoch und fällt zu trocken. Stellenweise haben sich Heiden mit einem ganz eigenen Mikroklima gebildet. In den Randbereichen sollen naturnahe Auwälder entstehen. Das gesamte Vorhaben ist kein kleiner Eingriff, waren sich die Planer einig. Auch werde es voraussichtlich bis zu fünf Jahre dauern, bis die in mehreren Bauabschnitten geplanten Arbeiten abgeschlossen sind.

Der Staus Naturschutz- und sogenanntes Flora-Fauna-Habitatgebiet schafft besondere Schutzbedingungen

Wie auch Angelika Brettschneider aus dem Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und Ländliche Räume erklärte, sei das Vorhaben Zielen des Europäischen Schutzraumprogramms geschuldet. Hiernach gelte es etwa Gebiete wie das Dosenmoor, das zugleich Naturschutzgebiet und ein sogenanntes Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) ist, besonders zu schützen, zu erhalten und weiter zu entwickeln. Die europäische Vorgabe weist dabei nicht nur den Erhalt, sondern auch eine Zustandsverbesserung der Schutzgebiete aus. Das Dosenmoor gilt dabei als eines der besten Moore in Schleswig-Holstein, sagte Bretschneider.

Das Dosenmoor gehört zu den wertvollsten Moorgebieten Schleswig-Holsteins. Der Charakter der vielfältigen Moorlandschaft soll nicht nur erhalten, sondern durch die Wiedervernässung verbessert werden.

Das Dosenmoor gehört zu den wertvollsten Moorgebieten Schleswig-Holsteins. Der Charakter der vielfältigen Moorlandschaft soll nicht nur erhalten, sondern durch die Wiedervernässung verbessert werden.

Unterm Strich sollen Kraniche, Schmetterlinge wie das kleine Nachtpfauenauge, Vögel wie die Bekassine oder Neuntöter und Kreuzottern ebenso profitieren wie Pflanzengesellschaften oder Besucher, die das einzigartige Gebiet aufsuchen. Außerdem wies Planer Mordhorst auf die Gefahr eines unkontrollierten Überlaufens des Moores hin. Bereits jetzt gibt es auf der Großharrieer Seite starke Abflüsse über die Dosenbek, die letztlich in die Schwale und die Stör münden. Bei einem Dammbruch etwa könnte viel zu viel saures Moorwasser sogar zu einem Fischsterben in Stör und Schwale führen. Auch das würde durch eine kontrollierte Abflusssteuerung vermieden. All das könnte durch die neuen Dämme und Mönche geschehen. Geht es nach den Planern, soll noch in diesem Jahr mit den Arbeiten begonnen werden.

Zurzeit ist ein sogenanntes wasserbaurechtliches Planfeststellungsverfahren auf den Weg gebracht worden, in dem nicht nur die Träger öffentlicher Belange, sondern auch Vereine, Verbände und Privatanlieger zu Gehör kommen können, informierte Jörg Rohwehl vom Fachdienst Natur und Umwelt der Stadt Neumünster. Außerdem kündigte Jutta Walter von der Stiftung Naturschutz erste vorbereitende Baumfällarbeiten auf der geplanten Walltrasse an.

 

 

Schlenken, Bulten, Torfmoose - auch ehemals indusriell genutzte Moor bieten eine Vielzahl unterschiedlich geprägter Lebensräume.

Schlenken, Bulten, Torfmoose – auch ehemals indusriell genutzte Moor bieten eine Vielzahl unterschiedlich geprägter Lebensräume.

Für Moore wie das Dosenmoor besteht ein Verschlechterungsverbot

Nach den europäischen Vorgaben darf für das Dosenmoor keine Verschlechterung eintreten. Im Rahmen des Moorschutzes ist in dem ökologisch wertvollen Gebiet eine Erhaltung und Zustandsverbesserung vorgesehen. Nachdem die Stiftung Naturschutz und die begleitenden Planer die aktuellen Managementpläne vorgestellt hatten, haben jetzt die Vorbereitungen für die Renaturierung begonnen. Die Wiedervernässung des Dosenmoores ist keine leichte Aufgabe.

Die alten Dämme, welche das Wasser auf dem Moor zurückhalten, sind im Lauf der Jahrzehnte nicht mitgewachsen. Neue Dämme und Spundwände sollen das Wasser auf dem Moor halten und neue Mönche (Überläufe) einen kontrollierten Abfluss ermöglichen. Wie präzise die Arbeiten vorbereitet sind, zeigte Planer Holger Mordhorst auf dem Moor. Die Höhen des Moorkörpers sind mit lasergesteuerten Luftaufnahmen zentimetergenau eingemessen. Diese präzisen Daten bilden einen wesentlichen Teil der Planungsgrundlagen. Mancher Arbeitsschritt beruht auf der Erfahrung langjähriger Betreuer wie Friedwart Pütz, Ingenieur der Neumünsteraner Naturschutzbehörde und dort verantwortlich für das Dosenmoor.

Für die neuen Dämme müssen Teile des Birkengürtels auf dem Moor weichen. Hier haben auf Flächen der Stiftung Naturschutz und privaten Flächen mit Zustimmung der Grundeigentümer die Fällarbeiten begonnen. Diese sind losgelöst von dem jetzt gestarteten Planfeststellungsverfahren der Wasserbehörde, erklärte Projektbetreuerin Vera Breuer von der Stiftung Naturschutz. Mit Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) konnten diese Arbeiten beginnen, um vor der im März beginnenden Brut- und Setzzeit mit dem Fällen der Bäume fertig zu werden.

Rund 230.000 Euro wurden im vergangenen Jahr für den ersten Arbeitsabschnitt veranschlagt. Insgesamt liegen die geschätzten Kosten für das über etwa fünf Jahre laufende Projekt bei etwa 1,1 Millionen Euro, erklärte Breuer. Der Löwenanteil wird aus dem Moorschutzprogramm finanziert von dem die Europäische Union 75 und das Land Schleswig-Holstein 25 Prozent der Kosten tragen. Ein weiterer Teil wird aus Schutz- und Entwicklungsgeldern des Landes aus sogenannten Ersatzmitteln gezahlt. Diese stammen etwa aus Ausgleichszahlungen für den Straßenbau. Für das Dosenmoor ist die Aufrechnung etwas kompliziert, erklärte Vera Breuer. Da Teile zur Stadt Neumünster und andere Teile des Moores zum ländlichen Raum gehören, gibt es unterschiedliche Fördertöpfe. Entscheidend seien jetzt der zügige Abschluss des Planfeststellungsverfahrens und die Genehmigung eines vorzeitigen Maßnahmenbeginns. Außerdem sind noch nicht alle privaten Grundeigentümer im Boot. „Wir hoffen auf eine zeitgerechte Einigung“, meinte die Stiftungsbetreuerin, da möglichst noch im Juli mit den Arbeiten an den Wällen, Spundwänden und Mönchen begonnen werden soll.