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In den Wäldern zwischen den Meeren soll es spannend bleiben. Nicht nur beim Holzeinschlag richten die Forstleute ihren Blick auf Nachhaltigkeit. Hier soll das Klopfen von Spechten noch lange zu hören sein, meinten Revierleiterin Heide Schnippkoweit, Tim Scherer, Leiter der Landesforsten und Thomas Wälter, Leiter im Landesamt Naturschutz (Von links).

Bönebüttel / Schleswig-Holstein 15.09.2009 – Lebendige Umwelt ist in Schleswig-Holsteins Wäldern kein leeres Schlagwort Naturschutz in Schleswig-Holsteins Landesforsten soll kein Lippenbekenntnis sein. „Wir wollen soviel belebte Umwelt im Wald sich selbst überlassen wie möglich, jedoch nicht dem Zufall“, waren sich Landesforstdirektor Tim Scherer, Anne Benett-Sturies von den Landesforsten, Thomas Wälter, Leiter der Abteilung Naturschutz im Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, sowie Revierleiterin Heide Schnippkoweit beim einem Treffen am 15. September im Bönebütteler Gehege bei Neumünster einig.

Natura 2000 und Flora-Fauna-Habitat-Gebiete sind Begriffe, hinter denen der Schutz und die Erhaltung einer belebten Umwelt stehen. „Das als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet ausgewiesene Bönebütteler Gehege ist mit seinem Artenreichtum und dem gesunden Mischbestand als so genannter Waldmeister-Hainbuchenwald nicht allein in Schleswig-Holstein“, sagte Tim Scherer zur Gesamtsituation der Landeswälder. Schleswig-Holstein ist mit rund 10 Prozent Waldanteil immer noch als waldarm zu bezeichnen. Trotzdem seien die Landeswälder mit ihrem hohen Laubholzanteil gut aufgestellt, bestätigt Thomas Wälter vom Landesamt für Naturschutz. Hier hätten Arten wie der Mittelspecht ihre Chance Lebensräume zu finden. Lebensraumgestaltung durch die Pflege von Kleinbiotopen im Wald, wie von Teichen und Tümpeln oder die Bereitstellung von so genanntem Totholz haben einen nicht geringen Anteil daran, die Artenvielfalt in den Wäldern zu fördern, sagt Scherer. Auch wenn sich im Bönebütteler Gehege bereits der eine oder andere private Holzeinschläger über die von Heide Schnippkoweit markierten alten Baumriesen gefreut haben mag, die Bäume sind nicht zum Fällen vorgesehen, sondern sollen als Habitatbäume eines Tages als Methusalem von allein umfallen und als Totholz vergehen.

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Zukunft Lebensraum. "Dieser Baum wird ein Methusalem und nicht gefällt", sagte Thomas Wälter vom Landesamt für Naturschutz und markierte den Baum mit einem dauerhaft sichtbaren Zeichen als Biotopbaum.

Gemeinsam mit dem Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume haben die Landesforsten jetzt erstmals Leitlinien für die naturnahe Bewirtschaftung und die Entwicklung der europäischen Schutzgebiete in Schleswig-Holstein erarbeitet und in einer neuen Broschüre vorgestellt. Wie die Erhaltung und Pflege der Waldlebensräume in der Praxis aussehen soll und welche Arten als sichtbarer Erfolg davon profitieren, dazu stellten die Vertreter der Landesforsten Montag eine neue Broschüre vor, die nicht nur Revierleitern einen gezielten Leitfaden und Informationen über künftige Entwicklungen in Natura 2000-Landeswäldern an die Hand geben soll. Auch sollen sich die Ziele des Arten- und Lebensraumschutzes keineswegs nur auf besonders ausgewiesene Waldflächen beschränken. Nur gesunde und artenreiche Wälder würden auch eine wirtschaftlich erfolgreiche und vertretbare Nutzung über Generationen zulassen, stimmten die Beteiligten aus Landesforst und Naturschutz überein. „Die in der neuen Broschüre vorgestellten Handlungsgrundsätze könnten auch auf Bundesebene haben durchaus Pilotcharakter zeigen“, meinte Scherer bei der Vorstellung im Bönebütteler Gehege. Gebietsindividuelle Managementpläne sollen die Handlungsgrundsätze aufnehmen. Rund 44000 Hektar Waldfläche in Schleswig-Holstein sind als Natura 2000 Gebiete von der Landesregierung an die europäische Kommission gemeldet worden. Etwa 15700 Hektar hiervon sind im Eigentum der im Januar 2008 gegründeten Schleswig-Holsteinischen Landesforsten. Wie Tim Scherer und Thomas Wälter erklärten, sei es wünschenswert, bei der Zukunftsentwicklung schleswig-holsteinischer Wälder auch die Privatwaldbesitzer im Boot zu haben. Dies solle allerdings keineswegs mit erhobenem Zeigefinger oder unter dem Siegel landesforstlicher Belehrung erfolgen, sondern in partnerschaftlichen Gesprächen auf Augenhöhe.