Großharrie / 21.05.2012. Ist der Mai kühl und nass, füllt er dem Bauern Scheun´ und Fass. So zumindest sagt es eine alte Bauernregel, wenn sich der Blick der Landwirte auf die Ernteerwartungen für Gerste, Weizen, Hafer oder anderer Feldfrüchte richtet. „Die Ernteerwartungen für dieses Jahr sehen zumindest für Schleswig-Holstein gut aus“, sagt Landwirtschaftsberater Thomas Bahr aus Rendswühren im Kreis Plön. Daran haben im Schnitt auch die Kahlfröste im Spätwinter wenig geändert.
Ob denn etwas dran ist an den alten Bauernregeln und an den Prognosen des 100-jährigen Bauernkalenders? Wundersamerweise schon, beantwortet Altbauer Detlef Sötje (75) aus Großharrie bei Neumünster die Frage. So ist die Aussage über den Mai schon eine allgemeingültige Regel. Nicht zu heiß und mit genügend warmen Landregen aufwartend, sorgt der Mai für kräftiges Pflanzenwachstum. Das war zumindest dieses Jahr der Fall. Auch der 100-jährige Bauernkalender prognostizierte zum Maibeginn schöne warme Tage, die von rauen Winden abgelöst werden sollten. Warm und trocken lautete die Prognose für die Maimitte. Einem Kälteeinbruch am 20. Mai soll eine schöne warme Zeit bis Juni folgen.Für die Landwirte jedenfalls passt die Vorhersage dieses Jahr. Die Zeit des Mähens hat begonnen und das Gras für Heu und Grassilage steht gut. Auch für Pferdefreunde zeichnet sich im Gegensatz zum letzten Jahr ein Hoffnungsschimmer ab. Hält das beginnende Heuwetter an, dürfte es dieses Jahr wieder genug Heu und so die Hoffnung, auch genügend Stroh in der Getreideernte geben, wenn diese nicht wieder verregnet.
Mit mehr Regen müsste allerdings künftig in Schleswig-Holstein zumindest im Bundesvergleich gerechnet werden, lautet eine Prognose aus Studien der Helmholtz Gemeinschaft. Verändert hat sich viel, sagt Altbauer Detlef Sötje und vieles ist nicht mehr vergleichbar. Vor 60 Jahren versetzte ein Weizenertrag von 50 Doppelzentnern von einem Hektar Ackerland die Nachbarn schon in Erstaunen. Heute ernten Schleswig-Holsteins Bauern regelmäßig 80 bis 100 Doppelzentner auf der gleichen Fläche. Und trotz modernster landwirtschaftlicher Praxis bleibt das Wetter der bestimmende Faktor. Ohne das passende Wetter in der entsprechenden Jahreszeit nützt die schönste Technik wenig, weiß Sötje. „Gut so“, meint der Altbauer, „denn wenn die Menschen noch am Wetter drehen könnten, wäre das gar nicht gut.“