Auf das neuste Schild im Erlebniswald Trappenkamp "zum Team-Tower" müssen die Schleswig-Holsteinischen Landesforsten wohl noch warten. Die Gemeinde Daldorf hat für im Erlebniswald zunächst einmal eine Veränderungssperre bewirkt.

Daldorf / 09.10.2012. Im Erlebniswald Trappenkamp sollen neue Parkplätze und ein Kletterturm gebaut werden. Nach Unstimmigkeiten zwischen der Gemeinde und den Landesforsten als Planer hat die Gemeinde Daldorf jetzt eine Veränderungssperre bewirkt und das Projekt ausgebremst.
In Zusammenarbeit mit der Aktiv Region Holsteins Herz und den Kletterprofis des Neumünsteraner Unternehmens Rope-X-Course, wollen die Schleswig-Holsteinische Landesforsten im Erlebniswald Trappenkamp einen in Norddeutschland einzigartigen „Team-Tower“, sprich Kletterturm bauen. Im Mai stellten die Vertreter der beteiligten Organisationen die als Leuchtturmprojekt von der Europäischen Union geförderte Idee vor. Nicht beteiligt war die Gemeinde Daldorf. Und deren Ortspolitiker haben den Plänen der Landesforsten jetzt einen Riegel vorgeschoben.

„Kein Mensch hat im Vorfeld mit uns gesprochen“, bemängelt der Daldorfer Bürgermeister Reinhard Marsen das Vorgehen der Landesforsten.
Nachdem für den Bau von 200 Parklätzen hinter dem Waldhaus im Erlebniswald ein Änderungsantrag für den Flächennutzungsplan auf dem Tisch der Gemeinde gelandet war, haben die Gemeindevertreter zu einem Gespräch eingeladen, erklärt Marsen. Hierbei hätten der stellvertretende Direktor der Landesforsten Lutz Boucsein und Erlebniswaldleiter Stephan Mense betont, das es nicht um mehr Besucherströme im Erlebniswald gehe. Über die Pläne zum Bau eines Kletterturms als neue Attraktion hätten die Vertreter der Landesforsten in der Sitzung kein Wort verloren. Erst wenige Tage vor der letzten Sitzung der Gemeindevertretung habe diese durch eine Bauvoranfrage für den Kletterturm von den Plänen erfahren. „Wir fühlen uns übergangen und wie es einige Gemeindevertreter deutlicher rausgedrückt hätten, belogen“, sagte Marsen am Montag.
Insbesondere befürchte die Gemeinde eine weitere Zunahme der Besucherströme. Dies sei besonders im Bereich der Zufahrtsstraße Hoken bedenklich. Bereits vor gut zwei Jahren hätten die Anwohner dort um Verkehrsberuhigung gebeten. Die Straße Hoken sei durch das Holzunternehmen Jorkisch, den Wertholzplatz der Landesforsten und den Erlebniswald stark belastet. Die Einrichtung einer Tempo 30 Strecke sei seinerzeit von der Verkehrsaufsicht des Kreises abgelehnt worden. Mit der Zunahme der Bauten und Angebote im Erlebniswald sei auch die einstige Privilegierung heute nicht mehr gegeben, lautet die Sicht der Daldorfer Ortspolitiker. Nach Rücksprache mit der Bauverwaltung des Kreises habe sich die Gemeindevertretung entschieden, zunächst eine Überplanung des gesamten Areals und eine Veränderungssperre zu erwirken. Bereits beim Bau der direkt angrenzenden Autobahn hätte es bessere Zufahrtslösungen geben können, sagt Marsen. Allerdings habe auch die Gemeinde seinerzeit nicht aktiv reagiert. „Die Entscheidung der Gemeinde stelle kein Generalaus dar“, meinte Marsen, allerdings sehe sich die Gemeinde auch nicht im Handlungszwang für eine Lösung. „Wir als Gemeinde haben vom Erlebniswald nichts“, hatte Marsen bereits in der Sitzung der Gemeindevertretung erklärt. Jetzt müsse zunächst die Entscheidung der Kreisbauverwaltung abgewartet werden. Diese soll jetzt zunächst auch vonseiten der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten abgewartet werden.

Hier hätten eigentlich bereits die Fundamente für den Teamtower stehen sollen. Neben normalen Verzögerungen ist jetzt durch die die Bremse aus Daldorf fraglich, ob und wann gebaut werden kann.

Pädagogik ist kein Selbstgänger und braucht zeitgemäße Angebote
„Der Erlebniswald als pädagogisches Zentrum des Landes braucht die angesprochenen Entwicklungsmöglichkeiten, um attraktiv zu bleiben“, sagte Erlebniswaldleiter Stephan Mense. Hierzu gehöre auch die Teilverlegung von Parkplätzen dichter an das Waldhaus heran. Mit deutlichen Steigerungen der Besucherströme durch den geplanten Kletterturm sei indessen nicht zu rechnen. Auch wenn es auf dem Turm in etwa 20 Meter Höhe eine Aussichtsplattform geben soll, die einen weiten Blick über die Geestlandschaft ermöglicht, sei kaum mit einem Touristenstrom zu rechnen. Der Schwerpunkt des Kletterturmes wird im pädagogischen Erfahrungsbereich liegen und unter anderem Wald aus einer neuen Perspektive erlebbar machen, erklärte Mense. Mit großen Zunahmen der Besucherzahlen rechnet auch Hartmut Moede vom Kletterunternehmen Rope-X-Course als geplanter Betreiber nicht. So ein Kletterturm ist im Betrieb viel zu zeitaufwendig und personalintensiv, um große Besucherzahlen durchzuschleusen, erklärte Moede. Allein die Seilrutsche lasse kaum mehr als etwa 15 Nutzer pro Stunde zu. Dies sei durch Zahlen aus dem Betrieb eines ähnlichen Kletterturms in der Rhön belegbar. „Uns geht es nicht darum, die Sorgen von Anwohnern an der Zufahrtsstraße herunterzuspielen“, betonte Mense hinsichtlich der befürchteten Mehrbelastung. Diese sei allerdings weder durch die Veränderungen der Parksituation, noch durch den Betrieb des Kletterturms spürbar zu erwarten. Um den Bildungsauftrag der Einrichtung auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten erfüllen zu können, sei eine Weiterentwicklung schlicht erforderlich. Die Diskussion hierüber dürfe nicht von „Kirchturmpolitik“ begleitet werden, meinte Mense. Immerhin sei der Erlebniswald in seiner Gesamtheit auch ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor. Neben 15 festen, sechs bis acht Saisonkräften, sechs Honorar- und freiberuflichen Mitarbeitern, sowie unzähligen Handwerkern, Zulieferern und an derer Auftragnehmer, sei der Erlebniswald auch ein wichtiger regionaler Arbeit- und Auftraggeber, von dem auch die umliegenden Gemeinden profitieren.