Ein zünftiges Lied und ein zünftiger Schluck gehörten zum Abschied der frischgebackenen Wandergesellen Pascal Lindner aus Wentorf AS (4. von links) und Henrik Schütt aus Schönböken beim großen Abschied vor Schütts Elternhaus dazu.

Schönböken / 28.10.2012. Pascal Lindner (20) aus Wentorf AS und Henrik Schütt (19) aus Schönböken haben mehr als eine Sache gemeinsam. Sie sind frischgebackene Zimmerergesellen und sie gehen gemeinsam auf Wanderschaft. Über 100 Leute verabschiedeten die beiden Wandergesellen am Sonntag in Schönböken mit einem großen Bahnhof, guten Wünschen und dem einen oder anderen knisternden Schein, den die Zaungäste den beiden Zimmerern in die Westentasche steckten.

„Ein wenig Startgeld kann ja nicht schaden“, meinte eine Schönbökener Einwohnerin. Für einen zünftigen Abschied sorgten dabei die Altgesellen, Meister und ehemaligen Wandergesellen der Hamburger Gesellschaft der rechtschaffenen fremden Zimmer- und Schieferdeckergesellen. „Zu zweit ist das Wanderleben am schönsten, denn eine rechtschaffene Kameradschaft sei auf der Walz, wie die Wanderzeit genannt wird, durch nichts zu ersetzen“, meinte Altgeselle Günther Röper (77), der den beiden frischen Wanderern bei den Vorbereitungen zur Seite gestanden hat. Mit frohen zünftigen Liedern und manchem hochprozentigen Schluck brachten die Begleiter Pascal Lindner und Henrik Schütt auf den Weg.

„Jetzt wird sich nicht mehr umgedreht.“ Sven Hilleke (Mitte) nahm Pascal Lindner (links) und Henrik Schütt (rechts) für die ersten Wandertage unter seine Fittiche.

„Jetzt wird sich nicht mehr umgesehen und geradeaus marschiert“, nahm der aus Hamburg stammende Wandergeselle Sven Hilleke die beiden Frischlinge unter seine Fittiche. Bis nach Irland, in die Schweiz und nach Australien hat seine Reise den erfahrenen Wandergesellen in vier Jahren bereits geführt. Sonntag machten sich die drei Wandergesellen zunächst einmal auf den Weg nach Heide. Danach heißt es für Lindner und Schütt, erst einmal ein Jahr lang durch den deutschsprachigen Raum zu tingeln. Nach Niedersachsen soll es in die Schweiz gehen. Dort, weiß Lindner, lässt sich die Reisekasse mit fleißiger Arbeit gut auffüllen. Erst nach einem Jahr dürfen die Wandergesellen auch in das Ausland reisen. „Das ist wirklich ein Leben ohne Ballast“, meinte Pascal Lindner beim Blick auf seinen Charlottenburger. In dem 80×80 Zentimeter großen Tuch, das zu einer Rolle geschnürt getragen wird, befinden sich alle Habseligkeiten für die Wanderschaft. Unterwäsche, Socken, Waschzeug, Arbeitszeug, ein Zimmermannshammer und ein Zollstock, die Füllung ist mager. Ein Handy ist nicht darunter, das wäre verpönt, sagt Lindner. Ihrem Wohnort dürfen sich die beiden jungen Männer jetzt für drei Jahre und einen Tag nicht mehr als 50 Kilometer nähern. Dafür heißt es Stempel und Zeugnisse im Wanderbuch und eine Menge Lebenserfahrung sammeln. „Ihr werdet sehen, die Zeit vergeht wie im Flug“, munterte Altgeselle Günter Röper auf, bevor sich die Wandergesellen sich mit Stenz (Wanderstock) und Charlottenburger auf den Weg machten.