Das Thema Flüchtlinge in Bokhorst-Wankendorf bewegt zurzeit viele Menschen. Allein zur Informationsveranstaltung am Montag in Wankendorf waren rund 200 Leute gekommen.

Das Thema Flüchtlinge in Bokhorst-Wankendorf bewegt zurzeit viele Menschen. Allein zur Informationsveranstaltung am Montag in Wankendorf waren rund 200 Leute gekommen.

Kreis Plön / Amt Bokhorst-Wankendorf / 20.10.2015. Gut 200 Zuhörer sprengten am Montag in Wankendorf fast den großen Saal in Schlüters Gasthof. Der Grund für den Andrang war eine Einladung von Amtsvorsteher Jörg Engelmann, in der es um die aktuelle Situation der Flüchtlinge im Amtsbereich ging. Waren es 2013 noch ganze sechs Asylbewerber, um die sich die Wankendorfer Verwaltung kümmern musste, sind es heute 78 Asylsuchende, die aktuell in Wankendorf, Belau und Rendswühren leben. 78 Menschen mit 78 ganz eigenen Geschichten, wie Engelmann berichtete. Eine Zahl, die zu bewältigen ist, auch wenn damit Mitarbeiter der Verwaltung und Helfer, wie die 45 Unterstützer der Wankendorfer Flüchtlingshilfe, vor völlig neue Aufgaben gestellt sind. Würde es bei den knapp 80 Flüchtlingen bleiben, könnten die acht Amtsgemeinden das bewältigen. Bei einer Wegzugquote von etwa 30 Prozent der anerkannten Asylbewerber könnten begrenzt auch neue Hilfesuchende ohne große Probleme aufgenommen werden. Die aktuelle Situation sieht allerdings ganz anders aus, so Engelmann.

Wohnraum fehlt

Allein bis zum Jahresende 2015 soll das Amt noch 118 Flüchtlinge zugewiesen bekommen. 2016 sollen weitere 178 hinzu kommen. Das würde bis Ende 2016 zusätzlich 296 Menschen bedeuten, die untergebracht, versorgt und unterstützt werden müssen. Diese Situation ist besorgniserregend, sagte Bokhorst-Wankendorfs Amtsvorsteher. Die dringlichste Frage ist die nach Wohnraum. „Wir suchen händeringend Wohnungen oder Häuser, die vom Amt als Vertragspartner zu ortsüblichen Bedingungen gemietet werden können“, bat Engelmann Vermieter um Unterstützung. Möglicherweise könnte durch den nur schwer zu bewältigenden Andrang sogar ein Modell für eine Flüchtlingsunterkunft in einem ehemaligen Landgasthof in Großharrie Gestalt annehmen, hieß es. Solche Projekte müssten allerdings mit klarer Unterstützung und finanzieller Beteiligung des Landes abgesichert werden, kommentierte Engelmann die Situation.

Paten und Helfer gesucht

Auch Sprachpaten Helfer und Unterstützer für die Menschen werden dringend gesucht. Für die Deutschstunde mit den Asylbewerbern muss kein Diplom vorgelegt werden. Jede noch so einfache Hilfe ist willkommen, bat auch der Wankendorfer Flüchtlingsbeauftragte Heinz Michalske um Mithilfe. Kleidung oder dringend benötigte Dinge, wie Bettwäsche, Handtücher oder Winterbekleidung können in der Wankendorfer Kleiderkammer des DRK im Seniorencentrum Vitanas abgegeben werden. Noch, so Engelmann, gibt es tausend kleine Dinge, die organisiert werden müssen. Allein die Frage der Verkehrsbeteiligung etwa mit dem Fahrrad muss gelöst werden. Immerhin, „Moin, Moin“, können sie alle schon, meinte Engelmann zu den jungen Männern, die in seiner Gemeinde in Belau untergebracht sind. Einige waren bei der Veranstaltung dabei, schmunzelten und lachten über die kleinen Scherze, mit denen Engelmann ihnen häufig das Leben einfacher macht.

Esmail Al Smail an der Gitarre und sein Vater Mohammad Taha an der Violine, freuten sich die Wankendorfer Veranstaltung musikalisch begleiten zu dürfen. "Es ist schön, dabei zu sein und etwas zurück geben zu dürfen", meinten die beiden Syrer.

Esmail Al Smail an der Gitarre und sein Vater Mohammad Taha an der Violine, freuten sich die Wankendorfer Veranstaltung musikalisch begleiten zu dürfen. „Es ist schön, dabei zu sein und etwas zurück geben zu dürfen“, meinten die beiden Syrer.

Gerne würden viele der Flüchtlinge auch etwas tun, statt untätig herumzusitzen. Einer davon ist der Syrer Adnan Shhatha, der als Dolmetscher hilft und unterstützt. Erst vor wenigen Tagen konnte er Frau und Kind in die Arme schließen, die ihm nach einer waghalsigen Flucht nach Deutschland folgen konnten. Andere, wie die Syrer Mohammad Taha und sein Sohn Esmail Al Smail freuen sich bereits, wenn sie als Asylbewerber mit einigen Liedern auf der Violine und der Gitarre, dabei sein zu können und so einmal Dank sagen dürfen. Mit ihren Einlagen zogen ganz neue Klänge in den Wankendorfer Landgasthof ein. Die allerdings in einer Sprache, die für alle Anwesenden verständlich war, Musik eben. Dafür gab es auch den Applause aus dem Publikum.

Ansprechpartner und Informationen

Flüchtlingsbetreuer Heinz Michalske ist im Amt Bokhorst-Wankendorf unter Telefon: 04326/9979-39 zu erreichen. Jasmin Schenck (Flüchtlingsangelegenheiten) aus der Amtsverwaltung ist unter Telefon 04326/9979-17 erreichbar. DRK-Kleiderkammer, Theodor-Storm-Straße 4, 24601 Wankendorf, Telefon: 04326 – 21 76, Dienstags 15.00 – 17.00 Uhr. Eine Vielzahl nützlicher Informationen gibt es außerdem auf der neuen Landesseite: www.willkommen.schleswig-holstein.de. Außerdem gibt es in Wankendorf von der Flüchtlingshilfe alle 14 Tage donnerstags von 16.00 bis 18.00 Uhr ein Flüchtlingscafé im Alten Bahnhof, zu dem Gäste herzlich eingeladen sind.