Bundeseinheitliche Rahmenbedingungen für den Betrieb von Waldkindergärten wären von Beginn an wünschenswert gewesen, meinten Elternvertreterin Annemarie Fröhlich mit Tochter Clara (4 Jahre), die den Waldkindergarten besucht, und Kirchenvorstand Hermann Marsian. Der Wunsch: Politik für die Menschen machen und Hilfestellung leisten, statt Ideen mit engen Rahmenbedingungen abzuwürgen

Bundeseinheitliche Rahmenbedingungen für den Betrieb von Waldkindergärten wären von Beginn an wünschenswert gewesen, meinten Elternvertreterin Annemarie Fröhlich mit Tochter Clara (4 Jahre), die den Waldkindergarten besucht, und Kirchenvorstand Hermann Marsian. Der Wunsch: Politik für die Menschen machen und Hilfestellung leisten, statt Ideen mit engen Rahmenbedingungen abzuwürgen

Schillsdorf / Kreis Plön / 14.09.2016. Petra Rothenburg-Bahr ist müde. Müde vom Kampf gegen enge rechtliche Rahmenbedingungen und fehlende Hilfestellung der Landespolitik. Der Grund für ihre Müdigkeit? Die Rendswührener Erzieherin ist mit Herz und Seele Betreuerin der Bokhorster Waldkindergartengruppe. Seit vier Jahren hat die Gruppe einen Platz im Wald von Gut Altbokhorst, den Waldbesitzer Harry von Bülow zur Verfügung gestellt hat. Besonders stolz sind Betreiber, Eltern und die Kinder auf einen „Waldwagen“ von Bingolotto, den die Gruppe als Spende erhalten hat. Darin befinden sich Bücher, Kleidung zum Wechseln, Gummistiefel, eine Wickelmöglichkeit und tausend kleine Dinge, die ein Waldkindergarten spontan gut gebrauchen kann, sagt Rothenburg-Bahr. Nur:

Der Waldwagen ist seit fast zwei Jahren ein Stein des Anstoßes, soll nach geltendem Baurecht und aus Brandschutzgründen, wie es heißt, aus dem Wald weichen 

Auch eine Eingabe an den Petitionsausschuss des Landes Schleswig-Holstein blieb jetzt letztlich ohne Erfolg. Jetzt liegt dem Träger, der Kirchengemeinde Schillsdorf, der abschließende Bescheid des Kreises Plön vor. Danach sollte der Aufenthaltswagen bis zum 15. September aus dem Wald entfernt werden. Inzwischen hat der Waldkindergarten eine Bitte um Aufschub eingereicht, da zurzeit zwei mögliche Alternativstandorte geprüft werden, informierte Petra Rothenburg-Bahr. Ein möglicher Standort im Raum Busdorf-Bönebüttel gehört den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten. Ein anderer Alternativstandort liegt in Hüttenwohld. „Wir hoffen wenigstens an einem Standort eine Genehmigung zu erhalten, um unser pädagogisches Konzept fortsetzen zu können“, sagte Bahr. Am pädagogischen Konzept des Waldkindergartens wollen die Betreuerinnen nicht rütteln. Dazu gehöre auch der Platz für die vielen nötigen Dinge im Waldwagen.

Im Oktober hatten Eltern und Betreuer noch eine Eingabe an den Petitionsausschuss des Landes gestartet. Ohne Erfolg, wie sich jetzt herausstellte. Der Schutz- und Ausrüstungswagen für die 18 Kinder soll weichen, so der Bescheid aus dem Kreis Plön

Im Oktober hatten Eltern und Betreuer noch eine Eingabe an den Petitionsausschuss des Landes gestartet. Ohne Erfolg, wie sich jetzt herausstellte. Der Schutz- und Ausrüstungswagen für die 18 Kinder soll weichen, so der Bescheid aus dem Kreis Plön

Kirchenvorstand bedauert schlechte Zusammenarbeit

Hermann Marsian aus dem Kirchenvorstand bedauert die mangelnde Unterstützungsbereitschaft aus den Reihen der Kreis- und Landespolitik. Außerdem sei das Thema öffentlich wichtig. Der Anmerkung der Kreisverwaltung das Thema doch eher intern zu behandeln, will Marsian nicht folgen. „Das ist nicht unser Weg als Kirchenvorstand“, meinte Marsian im Gespräch vor Ort auf der Spielwiese am kirchlichen Gemeindehaus, das etwa 300 Meter vom Waldkindergarten entfernt liegt.

Wie Annemarie Fröhlich, Vertreterin aus dem Elternbeirat des Kindergartens sagte, sind die Eltern besonders über die unkonstruktive Art der politischen Begleitung enttäuscht. Von der Politik fühlen sich Betreiber und Betroffene im Stich gelassen. „Es hätte einen gewissen Charme ungehorsam zu sein, den Schutzwagen stehenzulassen und nicht zu reagieren“, meinten die Betroffenen. Petra Rotheburg-Bahr allerdings setzt weiter auf konstruktive Arbeit und hofft auf eine Alternative, die allen Beteiligten gerecht werden könnt. Allein ist der Schillsdorfer Waldkindergarten mit dem Problem nicht. Die Problematik der Schutzraumeinrichtungen für Waldkindergärten reicht über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinaus. Auch in Mecklenburg-Vorpommern gibt es Hilfegesuche beim Petitionsausschuss für einen ähnlichen Fall. Informationen gibt es beim Bundesverband der Natur- und Waldkindergärten e.V. im Internet unter: bvnw.de.