Niemand stirbt so schön wie „Sachse“ Sascha Langenau, der sich den anstürmenden Reiterhorden entgegenstellte und nach einem Schildschlag gegen ein Streitross gekonnt abrollte.

Erlebniswald Trappenkamp / 12.05.2019. Es ist ein denkwürdiger Tag in der Geschichte Schleswig-Holsteins, als auf dem Feld bei „Suentana“ vermutlich im Kreis Segeberg Slawen und Sachsen auf dem Schlachtfeld zusammentreffen und die hier ansässigen Sachsen sich zu guter Letzt trotz Aufbietung aller Kräfte in der letzten Schlacht der „Sachsenkriege“ Karls dem Großen beugen müssen. Sonnabend und Sonntag durften fast 10.000 Besucher im Erlebniswald Trappenkamp in einer ganz besonderen Kulisse zwischen Wald und einem mittelalterlichen Heer- und Handwerkerlager die Auferstehung der historischen Schlacht erleben.

 

„Ganz genau ist die Lage des letzten Schlachtfeldes nicht bekannt“, meinte „Einhard“, alias Gerald Bunz aus Wahlstedt, der zu den Organisatoren der Schlacht um Sventana gehört und als Chronist Einhard durch das Geschehen führte.

Gut geschult und an das Getümmel gewöhnt, ließen sich Pferde und Reitere nicht erschrecken und sorgten für spannende Bilder direkt vor den Reihen der Zuschauer, die fast mittendrin sein konnten.

Falken zogen über den Himmel, fingen die gegnerischen Brieftauben ab. In den Wäldern am Rande des Schlachtfeldes fieberten die sächsischen Kämpfer den anrückenden Slaven entgegen. Falkner Dietmar Damm ließ die Zuschauer in seinen Vorführungen vor der Schlacht an der Faszination für die Falknerei und pfeilschneller Greifvögel teilnehmen. Für die Schlacht auf der Hirschwiese des Erlebniswaldes gab es einige Tribünen und eine neue Beschallungsanlage. Auch an der Choreographie hatten die 130 Kämpfer zur fünften Veranstaltung aus dem „Projekt Eisenwald“ fleißig gefeilt.

Allein die sechs beteiligten Reiter und Reiterinnen zeigten beeindruckende Bilder in der Schlacht. „Manches Mal mag man gar nicht hinsehen“, hofft hier Gerald Bunz, dass alle Streiter das Schlachtfeld der historischen Schlacht unverletzt verlassen mögen. So sprengten die Reiter durch die Reihen der Kämpfenden, Schildschläge forderten den Gleichmut der Streitrösser heraus und unter der Deckung der Schildwälle hieß es Ruhe bewahren, während sächsische Pfeilhagel auf die Angreifer niederprasselten. Auch wenn die historischen Vorbilder die Schlacht verloren haben, die Mitwirkenden der sogenannten Reenactmentschlacht haben diese gewonnen, für die Zuschauer und den Erhalt eines lebendig dargestellten Stücks schleswig-holsteinischer Geschichte.

„Nicht auf die Finger hauen“, half der zehnjährige Michel aus Quaal der sechsjährigen Mia aus Daldorf, die sich am Handwerksstand von Elke Schweikert einen Lederbeutel herstellen durfte.

Neben der Darstellung der historischen Schlacht gab es außerdem nicht nur für Erwachsene, sondern auch für die Kinder spannende Einblicke in das mittelalterliche Leben und Wirken. Mit etwa 380 Teilnehmern, aus Kämpfern, Handwerkern, wie Schmieden, Holzschnitzern, Lederverarbeitern, Fellhändlern, Kleidermacherinnen, Färbern, Webern, Kunsthandwerkern und mehr, präsentierten diese ein eindrucksvolles Heer- und Handelslager zum Zuschauen und mitmachen. So konnte sich die sechsjährige Mia aus Daldorf mit Hilfe von Michel (10) aus Quaal sich einen eigenen Lederbeutel herstellen. Der Zehnjährige ist mit Freunden seiner Eltern von Beginn der Veranstaltung an dabei und begeisterter Anhänger des mittelalterlichen Lagerlebens und weiß viel über das Handwerk dieser Zeit und die Geschichte.

 

 

„Kochendheiß aber wunderschön“, begutachteten die Färber Steffi (25) aus Münster und Tobias (30) aus Köln eine frisch aus dem heißen Färberkessel gehobene Stoffbahn, die mit Färberkrapp, auch Färberröte genannt, und Eisen leuchtend rot gefärbt war.

An anderer Stelle konnten die Besucher das Färberhandwerk vergangener Tage bestaunen und die Farben der Stoffe und Garne, die in dampfenden Kesseln gefärbt wurden, bewundern.

„Wir wollen es jedes Jahr ein wenig spannender gestalten und so dicht wie möglich an der Geschichte der Zeit bleiben“. Das ist letztlich eine große Herausforderung für die „Freizeitkrieger“ und Handelnden. Das gelte von den Kampfübungen bis hin zu den Nähten, Stoffen und Schnitten der Gewänder. Deswegen stehe auch ein lebendiges Stück Zeitgeschehen im Vordergrund, meinte Gerald Bunz und Erlebniswaldleiter Stephan Mense, zufrieden mit dem Erfolg der fünften Veranstaltung in der Kulisse des Erlebniswaldes.

 

 

„Gleich stehen sie alle wieder auf“, lachten die Kinder am Rand des Schlachtfeldes, wohl wissend, das die Kämpfe sorgsam gestellt waren.

Wie gut die Kinder mit dem Schlachtengetümmel umgehen können, war an ihrem Beifall zu erkennen, als die Gefallenen unter dem Applaus der Zuschauer alle wieder aufstehen durften.  

Feuer mit einem Rohr anblasen. Ähnlich mögen es die mittelalterlichen Vorbilder gemacht haben, zeigte Lion Ickert (24) aus Hamburg im Lager der „Fimbulwölfe“.

„Das macht sie richtig toll“, gratulierten Andreas und Birgit Bahns aus Kremperheide Bogenschützin Hannah Heite (19) aus Kiel nach der ersten Schlachtvorführung im Erlebniswald. Der Langbogen der Schützin ist aus Eschenholz gefertigt und trägt einen Lindwurm als Zeichen.