Bönebüttel / Neumünster / 11.06.2025
Auf den Spuren der Großmutter gegen den Leerstand
Eigentlich hätte Anina Harms-Biß vom Schwalehof in Bönebüttel allein auf dem Hof mit Zimmervermietung- und Ferienquartier, den Kindern oder bei der Bewirtschaftung der Himbeer- oder Erdbeerfelder des landwirtschaftlichen Betriebes genug zu tun. Allerdings hat die gelernte Automobilkauffrau auch noch ein besonderes Familienerbe, das die 44-Jährige jetzt angetreten hat. Verantwortlich für das besondere Erbe sind die Großmutter Ilse und ihre Mutter Inga Kühl. Was die beiden Frauen verbindet, sind nicht nur die Familienbande, sondern auch eine Leidenschaft für Tee. So gründet die Großmutter nach einer kurzen Zeit als Angestellte in einem Teefachhandel 1982 in Neumünster am Bahnhof voller Begeisterung einen eigenen Teeladen, das Teeland. Die Kunden geben ihr recht und ziehen auch nach einem Umzug ins einstige Courierhaus oder zuletzt in die Lütjenstraße mit. Inzwischen sind 40 Jahre vergangen, Tochter Inga, heute 72 Jahre hatte das Traditionsgeschäft übernommen. Inzwischen ist Ilse Kühls Enkelin Anina Harms-Biß in die Fußstapfen ihrer Mutter und Großmutter getreten und hat das Geschäft in der Lütjenstraße übernommen. Hinter ihr warten zum Teil voller Duft mit Tees aus aller Herren Länder gefüllte Blechdosen auf die Freunde erlesener Teesorten. Ein wenig ausgefallenes Porzellan und einige Accessoires ergänzen das Teesortiment. Nachdem sich Inga Kühl nach 40 Jahren in den Ruhestand begeben hatte, stand die Frage im Raum, wie es weitergeht.
„Ich hätte es sehr bedauert, wenn wir diesen traditionellen Familienbetrieb hätten schließen müssen“, meinte Anina Harms-Biß. Das wäre das nächste Fachgeschäft gewesen, das verloren geht, meinte die neue Inhaberin. Und Leerstand gebe es in der Stadt und auch der Lütjenstraße inzwischen genug. Das sei irgendwie ein trauriger Anblick. Außerdem hat die 44-jährige neue Inhaberin das Thema Tee sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen. Zum Teil im Teeland aufgewachsen, ist Tee ein ständiger Lebensbegleiter und die Begeisterung für einen besonderen Tee Teil ihres Lebens. Ob da ein Evergreen Jun Chiyabari aus Nepal oder ein Klassiker wie ein Earl Grey Darjeeling mit Bergamottenote seinen besonderen Duft verbreitet, spielt fast keine Rolle. Daneben finden auch nordischen Noten, wie etwa Klassiker „Rote Grütze“ mit Erdbeer- und Himbeeranteilen oder Besonderheiten wie ein japanischer Schattentee namens Gyokuru ihren Platz.

Einmal schnuppern, sich über eine tolle neue Teesorte beraten lassen und den kleinen Einkauf im Fachgeschäft genießen, das hätten wir vermisst“, freute sich Rudolf Petereit über die Geschäftsübernahme durch Anina Harms-Biß, die jetzt in der dritten Generation das Teehaus in der Lütjenstraße führt.
„Da muss man einfach herkommen“, meint dann beim Besuch in der Lütjenstraße auch Rudolf Petereit aus Neumünster beim Teeeinkauf mit seiner Frau, der dem Teeland seit Jahrzehnten treu folgt und seinen handabgefüllten Tee genießt. Einen besonderen Assam Golden-Tips Tee sucht dann auch ein Teeliebhaber aus Aserbaidschan für seine Reise in die Heimat. „So geht es hier manchen Tag auf eine kleine Weltreise“ von der Nordsee bis nach Indien oder Japan und zurück, freute sich Anina Harms-Bis. Und die Lütjenstraße sollte hoffentlich noch lange Heimat eines Fachgeschäftes mit Tradition bleiben. Trotz Onlinehandel und spekulativen Leerständen. Das fanden zumindest auch die Kunden bei der Plauderei rund um Tee und Fachgeschäfte in der Stadt.