Diese Jungbuche steht für zigtausende andere junge Laubbäume in Schleswig-Holsteins Wäldern, erklärten Jens-Birger Bosse, Tim Scherer, Steffen Ahnert und Bernd Friedrichsdorf (von links) aus den Landesforsten. Bis zu 57 Prozent der jungen Laubbäume sind durch Wildverbiss stark geschädigt und im Wachstum gehemmt oder entwertet.

Diese Jungbuche steht für zigtausende andere junge Laubbäume in Schleswig-Holsteins Wäldern, erklärten Jens-Birger Bosse, Tim Scherer, Steffen Ahnert und Bernd Friedrichsdorf (von links) aus den Landesforsten. Bis zu 57 Prozent der jungen Laubbäume sind durch Wildverbiss stark geschädigt und im Wachstum gehemmt oder entwertet.

Schleswig-Holstein / 02.03.2010. Die Schleswig-Holsteinischen Landesforsten stecken in einer Zwickmühle. Eine naturnahe Waldverjüngung ohne Zäune ist bis heute nicht machbar. Schuld daran sind Rehe, Dam- und Rotwild. Diese so genannten Schalenwildarten tun sich besonders im Winter an Knospen und Trieben von Jungbäumen gütlich und sorgen für erhebliche Schäden.

Anpflanzungen hinter Zäunen kosten nicht nur viel Geld, sondern sind auch Störfaktoren im Wald. „Wesentlich kostengünstiger und ökologisch wertvoller wäre eine Waldverjüngung ohne Zäune“, sagte Landesforstdirektor Tim Scherer Mittwoch in Neumünster bei der Vorstellung des aktuellen Verbissgutachtens. Ob durch Menschenhand gepflanzt oder durch natürliche Saatverjüngung gewachsen, die Jungbäume in den Wäldern Schleswig-Holsteins haben einen schweren Stand. Wie ernüchternd die Zahlen aussehen, das wies am Mittwoch das vorliegende Gutachten aus. Der durch neutrale Gutachter erstellte Überblick über die Verbissschäden durch Rehe, Dam- und Rotwild zeigt deutlich, dass mit den derzeitigen Wildbeständen das Ziel einer naturnahen Waldverjüngung nicht erreichbar ist. Bis zu 57 Prozent der untersuchten Buchenbestände weisen teilweise erhebliche Verbissschäden auf.

Ziel ist in Schleswig-Holstein die Schaffung von vielschichtigen und artenreichen Mischwäldern, erklärte Bernd Friedrichsdorf aus den Landesforsten. Dieses Ziel könne nur durch eine örtlich angemessene Reduzierung der Wildbestände erreicht werden. Schleswig-Holsteins Wildbestände haben sich in den letzten 20 Jahren deutlich erhöht. Dies wird aus den Weisern aus dem Verbissgutachten, den Ergebnissen des Wildtiermonitorings und den deutlich gestiegenen Jagdstrecken der letzten zehn Jahre sichtbar. „Für die Waldbestände Schleswig-Holsteins kommt die Waldarmut des Landes erschwerend hinzu“, erklärte Friedrichsdorf. Nur rund zehn Prozent der Landesfläche sind Wälder.

Der Weg zu Wäldern, die sich natürlich verjüngen und in denen Jungbäume ohne Zaun heran wachsen können, ist lang. Der hohe Verbissdruck durch zu viel Reh-, Dam-, und Rotwild verhindert dies. Das Ziel naturnaher Wälder kann nur in Zusammenarbeit der Landesforsten und der schleswig-holsteinischen Jägerschaft erreicht werden, sagte Forstdirektor Tim Scherer.

Der Weg zu Wäldern, die sich natürlich verjüngen und in denen Jungbäume ohne Zaun heran wachsen können, ist lang. Der hohe Verbissdruck durch zu viel Reh-, Dam-, und Rotwild verhindert dies. Das Ziel naturnaher Wälder kann nur in Zusammenarbeit der Landesforsten und der schleswig-holsteinischen Jägerschaft erreicht werden, sagte Forstdirektor Tim Scherer.

Im Gegensatz zu anderen Bundesländern mit deutlich höheren Waldanteilen und größeren Waldflächen, macht sich der Verbiss durch Wild in den inselartigen Wäldern des Landes noch deutlicher bemerkbar. Allein können die Landesforsten das Problem nicht lösen. Rund 30 Prozent des Waldes in Schleswig-Holstein sind im Besitz der Landesforsten. Diese machen aber nur etwa drei Prozent der Jagdfläche aus, erklärte Scherer.

Eine Lösung der Situation kann nur in Zusammenarbeit mit den schleswig-holsteinischen Jägern erfolgen, befürworteten Jens-Birger Bosse und Steffen Ahnert, die das Verbissgutachten vorstellten, eine engere Zusammenarbeit der Landesforsten und der Jägerschaft. Neben einer regionalen Senkung der Wildbestände muss eine Verbesserung der Bejagungsstrategie erfolgen, meinte Klaus-Hinnerk Baasch, Präsident des Landesjagdverbandes Schleswig-Holstein in der an die Vorstellung des Verbissgutachtens anschließenden Diskussionsrunde. Darüber hinaus, ergänzte Baasch, können auch weitere Verbesserungen der Lebensräume, wie die Schaffung von Wildruhezonen und auch eine Lenkung von Waldbesuchern dazu beitragen, dem Wild seinen natürlichen Lebensrhythmus zu bewahren. Die gemeinsame Unterstützung für die Schaffung von Zukunftswäldern, die unter anderem auch durch gesetzliche Vorgaben und Zertifizierungen gefordert sind, ist auch eine Chance für artenreiche Wildbestände“, sagte Scherer. Das als Diskussionsgrundlage und Weiser dienende Verbissgutachten könne noch wertvoller und aussagekräftiger sein, wenn es für alle Wälder im Land erstellt würde, wünschte sich Scherer. Bislang gibt es diese unter wissenschaftlichen Bedingungen erarbeiteten Zahlen nur für die Landesforste.