Wie ein Häufchen Elend und völlig ermattet, hatte sich der Seeadler verletzt auf einen bodennahen Ast im Knick des Waldsaums verkrochen. Für einen schnellen Schnappschuss zur Dokumentation reichte die Zeit.

Wie ein Häufchen Elend und völlig ermattet, hatte sich der Seeadler verletzt auf einen bodennahen Ast im Knick des Waldsaums verkrochen. Für einen schnellen Schnappschuss zur Dokumentation reichte die Zeit.

Schleswig-Holstein / Kreis Plön / Großharrie / 08.06.201. Pfingstmontag wollten Stefanie Wulf und Jäger Jan-Henrick Jahns aus Großharriefeld im Kreis Plön ihren Augen kaum trauen. Beim Sammeln einiger Fliederbeerenblüten fiel Stefanie Wulf im Knicksaum des Waldes ein eigenartig still im Halbdunkel hockender Vogel auf. Groß war die Überraschung, als sich der Vogel als Seeadler herausstellte, der offensichtlich schwer verletzt auf einem Ast dicht über dem Boden hockte. Per Telefon konnte kurzfristig keine professionelle Hilfe erreicht werden. Mitjäger Carsten Röpke aus Großharrie holte weiteren Rat und Hilfe ein. Das Problem lag in der Aneignung des Tieres, die lebend als Schonzeitvergehen ausgelegt werden könnte. Tierschutz geht vor, so jedoch der Beschluss der Jäger. Die Jäger brachten den Seeadler nach Wasbek bei Neumünster in die Obhut von Tierarzt Dr. Johannes Frahm, der sich sofort bereiterklärt hatte, sich um das Tier zu kümmern. Ein Röntgenbild brachte noch keine Erleichterung.

In Augenscheinnahme des Vogels, ein Röntgenbild, wiegen und untersuchen, der Wasbeker Tierarzt Dr. Johannes Frahm ließ sich nicht zweimal bitten und half sofort. Am linken Flügel ist das Fehlen der langen Handschwingen zu erkennen.

In Augenscheinnahme des Vogels, ein Röntgenbild, wiegen und untersuchen, der Wasbeker Tierarzt Dr. Johannes Frahm ließ sich nicht zweimal bitten und half sofort. Am linken Flügel ist das Fehlen der langen Handschwingen zu erkennen.

Dem linken Flügel fehlten die äußeren Federn der Handschwinge. Das Röntgenbild zeigte einen Bruch. Auch am rechten Flügel gab es Abschürfungen. Die Verletzungen sprachen für einen Unfallflug in eine Hochspannungsleitung, meinte Frahm. Außerdem musste das Ereignis einige Zeit zurückliegen. Bis auf die Knochen abgemagert, wog der Seeadler nur noch 2,5 statt vier bis fünf Kilogramm, die ein gesunder Adler auf die Waage bringt. Ob eine Infusion und tierärztliche Hilfe dem Vogel helfen würden, wieder auf die Beine zu kommen, musste zunächst abgewartet werden. Am nächsten Tag kam die gute Nachricht: der Vogel war auf den Beinen und nahm Futter an. Der Vogel soll anschließend im Tierpark Eekholt weiter aufgepäppelt werden.

Bei dem von den Großharrieer Jägern aufgefundenen Vogel handelt es sich um einen vier Jahre alten Seeadler, der am 14. Mai 2010 in Hohenfelde geschlüpft ist, informierte im Anschluss Volker Latendorf von der Projektgruppe Seeadlerschutz. Über dem rechten Fuß trägt der Adler die Ringnummer 23941. Links blau gekennzeichnet C7 und silberfarben die Nummer 19. Durch die Kennzeichnung konnte der Vogel zugeordnet werden.

Wie Volker Latendorf von der Projektgruppe Seeadlerschutz mitteilte, sollen die Informationen über Hilfestellungen und Ansprechpartner im Internet verbessert werden.

IMG_4230:  Zu guter Letzt war es den beiden Großharrieer Jägern Carsten Röpke (links) und Jan-Henrik Jahns egal, wie die aktuelle Rechtslage aussah. "Da hinterm Knick steckt er noch", so die kurze Einweisung bei der Sicherung des Vogels.

IMG_4230:
Zu guter Letzt war es den beiden Großharrieer Jägern Carsten Röpke (links) und Jan-Henrik Jahns egal, wie die aktuelle Rechtslage aussah. „Da hinterm Knick steckt er noch“, so die kurze Einweisung bei der Sicherung des Vogels.

Welches Verhalten ist richtig?

Grundsätzlich, so der Boostedter Jagdautor und jagdrechtskundige Heinz-Dietmar Lütje, ist die vorübergehende Aneignung zur Verbringung in tierärztliche Hilfe als nicht zu verfolgender Rechtsbruch zu betrachten. Hier stelle der Tierschutz das höhere Rechtsgut dar, sagt Lütje. Das dürfe nach seiner Rechtsauffassung grundsätzlich auch für Nichtjäger so gesehen werden. Auf die sichere Seite bringt Finder verletzter Tierarten, besonders solcher, die besonderen Schutzbestimmungen unterliegen, die Information öffentlicher Stellen, wie Polizei oder Jagdbehörden, sowie weiterer als zuständig erklärte Personen und Institutionen, wie Pflegestationen.

Beim Fund verletzter Seeadler sollten in Schleswig-Holstein von der Projektgruppe Seeadlerschutz im Regelfall Volker Latendorf unter der Handynummer: 0171-920-6566 oder die Jagd- und Naturschutzbehörden der Kreise und die zuständigen örtlichen Jäger informiert werden. Die zuständigen Jäger in den Revieren sind auch über die Polizei gelistet. Informationen: www.projektgruppeseeadlerschutz.de