"Gülle als Dünger und Wertstoff hat ihren schlechten Ruf eigentlich gar nicht verdient", meinte Landwirtschaftsminister Dr. Robert Habeck (links) beim Besuch einer internen Fachdiskussion mit 250 Gästen auf dem Betrieb von Lohnunternehmer Joachim Blunk in Rendswühren.

„Gülle als Dünger und Wertstoff hat ihren schlechten Ruf eigentlich gar nicht verdient“, meinte Landwirtschaftsminister Dr. Robert Habeck (links) beim Besuch einer internen Fachdiskussion mit 250 Gästen auf dem Betrieb von Lohnunternehmer Joachim Blunk in Rendswühren.

Schleswig-Holstein / Rendswühren / 28.01.2015 Deutschland hat beim Gewässerschutz und der Einhaltung von Düngemittelhöchstwerten geschludert. Das rächt sich jetzt. Brüssel droht mit Klage und macht Druck auf die deutsche Landwirtschaft. 

 

Gülle, Gewässerschutz, Emissionsschutz, Düngemittelhöchstgrenzen, das war Mittwoch Thema in Rendswühren. Gemeinsam mit Landwirtschaftsminister Dr. Robert Habeck warfen rund 250 Landwirte und Vertreter aus landwirtschaftlichen Organisationen im Lohnunternehmen Blunk einen Blick auf das aktuelle Brandthema der Bauern.

Für manchen Landwirt sind die aktuell gesetzten Sperrfristen für die Gülleausbringung bereits jetzt so eng, das die Betriebe erheblichen Einschränkungen unterliegen. In Wasserschutzgebieten galt bisher der 15. September. Jetzt beginnt die Frist am 1. August. „Dann ist der Weizen noch nicht geerntet und ein nachfolgender Zwischenfruchtanbau etwa von Ackergras mit Gülle als Dünger ist nicht möglich“, klagte der Landwirt Detlev Blunk vom Hof Hörnsee bei Pohnsdorf. Bei Rapsanbau hingegen dürfe im gleichen Zeitraum Gülle eingesetzt werden. Regionale Differenzierungen bei der Gülleausbringung wollte Landwirtschaftsminister Dr. Robert Habeck nicht ausschließen. Dies müsste allerdings im Einzelfall geprüft werden und letztlich auch in Brüssel Zustimmung finden.

Große Kompromisse dürften Schleswig-Holsteins Landwirte gerade beim Gewässerschutz allerdings kaum mehr erwarten. Hatte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt etwa eine Sperrfrist für die Gülleausbringung ab 1. Oktober angeregt, reicht das Brüssel allein so nicht mehr. Das Fenster ist geschlossen“, erklärte Habeck. Das Problem der Gülle und der Düngemittelhöchstmengen berühre zentrale Frage der Landwirtschaft. So etwa lasse sich daran etwa die maximal mögliche Entwicklung der Betriebe messen. Zu einem intelligenten Umgang mit der Situation zählen auch moderne Ausbringungstechniken, wie sie etwa Lohnunternehmen wie Blunk in Rendswühren vorhalten, begeisterte sich Habeck für den möglichen fast zentimetergenauen und über GPS gesteuerten und dokumentierten Maschineneinsatz. Das geht bis hin zu fast grammgenauen Düngemittelberechnungen, erklärte Betriebsinhaber Joachim Blunk. „Vieles ist für uns nicht neu“, meinte Blunk. Gülle etwa mit Schleppschläuchen auszubringen, sei bereits Ende der 1980er Jahre Praxis gewesen.

Außerdem gehöre neben moderner Technik und schrittgenauer Dokumentation auch noch ein wenig gesundes Gespür und Gefühl zur landwirtschaftlichen Praxis“, meinte der Plöner Kreisbauernverbandsvorsitzende Heiner Staggen. Eine generelle Verkürzung der Ausbringungszeiten für Gülle komme dem nicht zugute. An Punkten, wie der Erhöhung der Präzision bei der Ausbringung von Gülle, der Senkung maximaler Nitratüberschüsse, neuen Sperrfristen und der Vorhaltung höherer Lagerkapazitäten, werden die Landwirte kaum herumkommen, erklärte Habeck. Allerdings müsse dabei auch die Frage erlaubt sein, wer das bezahlen soll. „So geile Technik wie bei Blunk“, meinte Habeck im Klartext, begeistert zwar, steht aber nicht auf jedem Hof. Der Einsatz modernster Technik sei von kleinen Höfen allein sicher kaum leistbar. Hier müsse allgemein auch über Fördermöglichkeiten nachgedacht werden, um Preisdifferenzen auszugleichen.