Bönebüttel / 25.10.2022

„Wenn sich die Kirche auch noch aus dem Dorf zurückzieht, geht ein wichtiger Teil der Gemeinde verloren“, befürchtet Bönebüttels Bürgermeister Ernst Gawlich, nachdem die aktuelle Situation an der Martinskapelle recht unbefriedigend sei. Antworten gab es Dienstag von Dr. Beate Jentzen aus dem Kirchenvorstand.

„Wenn sich die Kirche auch noch aus dem Dorf zurückzieht, geht ein wichtiger Teil der Gemeinde verloren“, befürchtet Bönebüttels Bürgermeister Ernst Gawlich, nachdem die aktuelle Situation an der Martinskapelle recht unbefriedigend sei. Antworten gab es Dienstag von Dr. Beate Jentzen aus dem Kirchenvorstand.

Kirchenarbeit und Windkraft bewegen Bönebüttels Bürger

Bönebütteler Eltern von Konfirmanden, Senioren, und andere Teilnehmer am örtlichen Kirchengeschehen wollen wissen, wie es denn nun weitergeht mit der Husberger Kirche und der Pastorenstelle im Dorf. Außerdem gibt es neben den ins Haus stehenden Planungen der Gemeinde für einige größere Vorhaben im kommenden Jahr und der Kommunalwahl Stimmen im Dorf, denen es um mehr und einer anderen als bislang angebotenen Beteiligung an der Windenergienutzung geht. Das alles geht offensichtlich auch nicht spurlos an Bönebüttels Bürgermeister Ernst Gawlich vorüber, der sich am Montag in einer Sitzung der Gemeindevertretung im Multifunktionsraum der Gemeinde Luft machte. Ein Grund: Seit Bönebüttels Pastorin Katja Engelhard im Juni ihren Abschied genommen und eine Stelle in der Deutschen Gemeinde in Göteborg übernommen hat, wird die Bönebütteler Pastorenstelle durch die Bokhorster Pastorin Corinna Weißmann-Lorenzen vertreten. In einigen Fällen springt außerdem Pastorin Ulrike Witte ein. Die Konfirmanden aus Bönebüttel müssen zurzeit zum Unterricht nach Neumünster in die Anscharkirche. In der Bönebütteler Martinskapelle findet nur am letzten Sonntag im Monat um 17.00 Uhr ein Gottesdienst statt. Andere Gottesdienste müssen in Neumünster wahrgenommen werden. „Sonntag um 17.00 Uhr ist es im Winter bereits dunkel“, hatten ältere Bürger gegenüber Bürgermeister Ernst Gawlich geäußert. „Wir haben mit gut 2000 Einwohnern nicht einmal mehr einen Kaufmann. Wenn sich jetzt auch noch die Kirche es dem Dorf zurückzieht, fehlt etwas Wichtiges im Dorf“, schimpfte Gawlich, sichtlich betrübt über die Situation. Antworten gab es Dienstag von der Vorsitzenden des Kirchengemeinderates, Dr. Beate Jentzen. „Wenn eine Pastorin wie Katja Engelhard deutlich mehr leistet, als in ihrer halben Stelle vorgesehen ist, ist das schwer zu ersetzen“, sagt Jentzen. Auch könne die Kirchengemeinde keine Pastorin oder einen Pastor aus dem Hut zaubern. Pastorin Corinna Weißmann-Lorenzen hat die Vertretung neben ihrer Stelle in Bokhorst übernommen. Da müsse es zwangsläufig, etwa bei den Konfirmanden zu Überschneidungen kommen.  “Wir brauchen jetzt funktionierende Kompromisse“, sagt Jentzen. Dazu gehört der Konfirmandenunterricht der Bönebütteler Jugendlichen in der Anscharkirche am Donnerstag. Zu der Zeit befinden sich allein drei Pfadfindergruppen in der Martinskapelle. Damit sind dort die räumlichen Grenzen erreicht. Dienstags kann der Unterricht dort nicht stattfinden, das dann in Bokhorst Unterricht ist. Eine Zusammenlegung sei wenig zweckmäßig. Außerdem könnten die Schüler, die in Neumünster zur Schule gehen, direkt in die Anscharkirche kommen. Und: Es gebe zwar ein nett gemeintes Angebot der Gemeinde Bönebüttel den Multifunktionsraum der Gemeinde zu nutzen, kirchliche Arbeit sollte allerdings auch gern in kirchlichen Räumen stattfinden, erklärte Jentzen. Für die Gottesdienste gebe es aktuell keine bessere Lösung. Am letzten Sonntag im Monat wird der Gottesdienst in der Husberger Martinskapelle angeboten. An den normalen Sonntagen können die Bönebütteler am Gottesdienst in der Anscharkirche teilnehmen. Hierfür gibt es sogar einen Fahrdienst, sagt Jentzen. Wer keine Fahrgelegenheit hat, kann sich gern unter Telefon: 04321 21563 anmelden und wird dann vom Fahrdienst abgeholt. Das Kirchenbüro Husberg ist unter 04321 21637 erreichbar. Mehr Informationen gibt es auch unter: www.anscharkirche.de. Wie es mit einer Nachfolge für die pastorenstelle aussieht, ist noch offen. Bis 2030 müssen drei der neun Pastorenstellen in der Region Neun, zu der Bönebüttel gehört, abgebaut sein. Zweimal ist uns eine Nachfolge gelungen. Für Bönebüttel ist das Ergebnis offen. Wenn wir eine Pastorin oder einen Pastor bekommen, ist dass das „I-Tüpfelchens“ obendrauf, hofft die Vorsitzende. „Wir, das Dorf, sind die Kirche, und sind gefordert unsere Kirche mit Leben zu füllen“, sagt Jentzen. Dazu gehören auch neue Formate wie etwa der Jugendgottesdienst mit den Pfadfindern, der ganz ohne Pastor eine tolle Veranstaltung gewesen sei.

Viele Fragen um Wind und Beteiligung

Außerdem musste sich Ernst Gawlich den Fragen einer etwa 12 Personen großen Interessengruppe aus der Gemeinde stellen, die sich mehr Beteiligung an der Windenergienutzung wünscht. „Wir sind uns nicht sicher, ob die Bönebütteler Bürger ausreichend genug informiert sind, wie es jetzt mit der Windenergie weitergeht und welche konkreten Beteiligungsmöglichkeiten es gibt“, erklärte Sprecher Christian Trutschel. Deswegen sollte in der Gemeinde ein sogenanntes Interessenbekundungsverfahren angeschoben werden, um grundsätzliche Beteiligungswünsche der Bürger zu klären, sagte Trutschel. Den Vorschlag Trutschels, dass dies durch die Gemeinde oder auch in Zusammenarbeit geschehen könnte, wollte Gawlich nicht spontan folgen. Das müsse zunächst nichtöffentlich in der Gemeinde beraten und mit der Verwaltung abgestimmt werden. Wie Gawlich Dienstag mitteilte, stehe die Gemeinde dem Ansinnen zwar bürgernah und ergebnissoffen gegenüber, eine direkte Beteiligung sei nach aktueller rechtlicher Einschätzung eher nicht gegeben. Die aktuell für Bönebüttel noch wirksame Veränderungssperre läuft am 31.12.2022 aus.

Neben Beschlüssen zur Neugestaltung und Herstellung der Barrierefreiheit einiger Bushaltestellen und der Entfernung einer Verkehrsschwelle wurde beschlossen ab Mai 2023 den digitalen Sitzungsdienst einzuführen.

Außerdem stellte der Agrarwissenschaftsstudent Thore Maximilian Biß aus Bönebüttel ein neues Konzept zur möglichen Nahwärmeversorgung der Grundschule und Turnhalle der Gemeinde vor. „Die Heizungsanlage dort geht allzu oft in die Knie“, meinte Bönebüttels Bürgermeister. Die Idee einer Versorgung durch die Ausnutzung einer örtlichen Biogasanlage sei keinesfalls abwegig. Weiteres müsse hierzu in Gesprächen im kommenden Jahr geprüft werden.