Schleswig-Holstein / Amtsfreie Gemeinde Bönebüttel / 18.03.2023 / Auf den ersten Blick wirkte das Geschehen auf dem Platz vor dem Bönebütteler Feuerwehrgerätehaus am Freitag und Sonnabend eher unscheinbar. Einige Dutzend Feuerwehrmänner und Frauen, Familienangehörige, Freunde und Einwohner hatten sich im und am Gerätehaus der Freiwilligen versammelt. Der Grund: Die Freiwillige Feuerwehr Bönebüttel und zehn Freiwillige Feuerwehren aus dem Amt Bokhorst-Wankendorf hatten sich zu einer zwei Tage andauernden Übung versammelt. Auf dem großen Platz vor dem Gerätehaus war ein zunächst unauffälliger etwa 12 Meter langer blauer Auflieger aufgebaut. Mittels Hydraulik und ausfahrbarer Seiten auf etwa 3.5 Meter verbreitert und mit einem rückseitigen Zugang zum Dach, sowie einer Galerie und Zugangstreppen versehen, nahm der Auflieger nach dem Aufbau langsam Gestalt an. Was dann unter Leitung von Pepe Blauel aus dem niedersächsischen Melle anlief, dürfte wohl die heißeste Übung im Alltag der teilnehmenden Freiwilligen gewesen sein. In kleinen Gruppen, zu zweit oder zu dritt, hieß es für die Atemschutzgeräteträger aus den Wehren, sich über einen Zugang auf dem Dach einsteigend, sich durch die gasbefeuerte und rechnergesteuerte Brandsimulationsanlage zu arbeiten. Nur eine weitere Übung für den Ernstfall? Keinesfalls!

Klitschnass, die Gesichter vom Druck der Atemschutzmasken gezeichnet und kaputt aber glücklich über die gelungene Übung. Löschmeister Heiko Meinert und die Oberfeuerwehrmänner Henrik Grulich und Mathias Hennecke aus der Freiwilligen Feuerwehr Tasdorf waren sich einig: Die Übung hatte es in sich. Besonders wertvoll sei auch die Einweisung und besonders die Nachbesprechung mit dem erfahrenen Team der „Brandstifter“ gewesen.

Klitschnass, die Gesichter vom Druck der Atemschutzmasken gezeichnet und kaputt aber glücklich über die gelungene Übung. Löschmeister Heiko Meinert und die Oberfeuerwehrmänner Henrik Grulich und Mathias Hennecke aus der Freiwilligen Feuerwehr Tasdorf waren sich einig: Die Übung hatte es in sich. Besonders wertvoll sei auch die Einweisung und besonders die Nachbesprechung mit dem erfahrenen Team der „Brandstifter“ gewesen.

Respekt vor dem Feuer

Kaum ist die erste Gruppe nach einer Einweisung in die Anlage eingestiegen, spielt sich ein Szenario ab, das es in sich hat. Dicht genug dran am stählernen Aufbau sind drinnen Stimmen zu hören. „Warte, Schlauch klemmt“, heißt es knapp. „Weiter, unten bleiben“, die Kommandos und Abstimmungen sind kurz. Begleitet von Zischen, Fauchen, die Anlage füllendem Qualm und zu guter Letzt nach den Menschen suchenden und einschüchternden Flammenzungen und Feuerwalzen, verstummen die Stimmen, geht es hindurch, durch die einer Wohnung nachempfundene Übungsstrecke hinter dem Stahl. Wenn drinnen die Flammen fauchen und die Gasanlage zischend und gleichfalls fauchend ihre Feuerwalzen schickt, halten draußen die Verschlüsse die Türen geschlossen, die den Flammen und dem Druck der Hitze nachgeben wollen. Bis zu 300 Grad wird es unter den Flammen heiß. Die Männer und Frauen tragen nicht nur ihre Einsatzschutzkleidung, Nackenschutz und Helme, wie sie jeder Feuerwehrmann im Einsatz trägt. Das Atemschutzgerät auf dem Rücken und die Maske kommen noch hinzu. Die schneidet und drückt sich eng ans Gesicht. Schweiß, Qualm, Dunkelheit und die Hitze des Feuers, schmieden die Geräteträger für den Ernstfall. Kaputt, klitschnass und doch froh über die Gelegenheit, unter kontrollierten Bedingungen das Szenario eines wenn auch simulierten bösen Wohnungsbrandes hinter sich zu haben, legen der Löschmeister Heiko Meinert und die Oberfeuerwehrmänner Henrik Grulich und Mathias Hennecke aus der Feuerwehr Tasdorf zurück im Gerätehaus ihre Masken ab, schnappen erst einmal nach Luft und müssen verpusten. „Da hilft dir nicht einmal dein Training als Triathlet“, meinte Heiko Meinert. Der Gang durch das Feuer zollt einem Respekt ab, meinen die drei. Danach wissen alle Teilnehmer, dass es anstrengend wird.

Einweisung und Besprechung mit „Brandstifter“ und dem Chef vom Ganzen, der Brandsimulationstrainer aus Melle, Pepe Blauel (72, Mitte). „Das ist einfach gelebte Leidenschaft im Dienst der Feuerwehr, meinte der Senior und Betreiber einer der heißesten Trainingsanlagen für die Atemschutzgeräteträger im Norden.

Einweisung und Besprechung mit „Brandstifter“ und dem Chef vom Ganzen, dem Brandsimulationstrainer aus Melle, Pepe Blauel (72, Mitte). „Das ist einfach gelebte Leidenschaft im Dienst der Feuerwehr, meinte der Senior und Betreiber einer der heißesten Trainingsanlagen für die Atemschutzgeräteträger im Norden.

Im Dienst der Allgemeinhei, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr – freiwillig!

Die Übung in der Anlage setzt den bekannten Übungen in Preetz, wo es eine holzbefeuerte Feststoffanlage gibt, noch einmal die Krone auf, weiß auch Bönebüttels Gemeindewehrführer Sebastian Kirchner. So blickten dann auch gestandene Feuerwehrmänner wie die beiden Großharrieer Feuerwehrmänner Axel Wiechmann (56) und Jan Metesch (42) voller Spannung auf ihren Einsatz. „Nicht nur freiwillig Feuerwehrmann, sondern auch noch Atemschutzgeräteträger zu werden, dafür müsse man schon ein wenig verrückt sein“, meinten die beiden schmunzelnd auf die Frage, warum sie sich das in ihrer Freizeit antun. Außerdem gelte für alle Freiwilligen ob in der Übung oder im Einsatz die alte Regel, eine Hand für den Man oder heutzutage auch für die Frau und eine für den Einsatz, sprich Sicherheit für Leib und Leben und den Kameraden vor, neben oder hinter sich, habe immer Vorrang. Allein um das nicht zu vergessen, sei jede Übung sinnvoll. Das fand auch Bönebüttels Bürgermeister Ernst Gawlich beim Besuch der Übung. 5000 Euro stellt die Gemeinde im Haushalt für Fortbildungen und Übungen der Freiwilligen Feuerwehr zur Verfügung. „Das schafft Planungssicherheit“, dankte Kirchner im Gespräch. Besonders durch die Zunahme technischer Hilfeleistungen und weniger Brandeinsätzen sei das Training wichtig.

„Guck mal, da oben geht es rein.“ Auf den ersten Blick sah das Szenario mit dem blauen Übungsauflieger für die Wartenden noch ganz harmlos aus. Wer genau hinsah, dem erzählten allerdings allein die schwarzen Schmauchspuren neben den Türen eine ganz eigene Geschichte.

Neues Referat für Bevölkerungsschutz in Schleswig-Holstein

Freitagabend durften sich dann die Wehrführer auch noch auf der Jahreshauptversammlung der Wehren im Kreis Plön in Schwentinental versammeln. Dabei stellte die Innenministerin nicht nur das neue Referat für Bevölkerungsschutz mit 15 neuen, bewilligten Stellen vor. 2022 fuhren die Freiwilligen Feuerwehrleute allein im Kreis Plön 3286 Einsätze. 160 Menschen wurden dabei gerettet. 25 konnten nicht gerettet werden. Auf der Sitzung wurde der ehemalige Wankendorfer Amtswehrführer Michael Haagen zum Ehrenmitglied ernannt. der Bokhorst-Wankendorfer Amtswehrführer Björn Kuntzmann wurde einstimmig in den Feuerwehrkreisvorstand gewählt. Der Claus Hopp Pokal ging für die Gründung der neuen Kinder- und Jugendfeuerwehr an die Freiwillige Feuerwehr Bönebüttel. Björn Frohnert aus Neuenrade wurde zum Oberlöschmeister, Klaus Philipp Frahm aus Wankendorf zum Hauptlöschmeister drei Sterne und Björn Kuntzmann zum ersten Hauptbrandmeister befördert.