Der Rendswührener CDU Kreistagsabgeordnete Christian Rahe bewarb sich für das Amt des Landrats im Kreis Plön und kassierte dafür Schelte aus der CDU-Kreisführung. Jetzt proben die „Jungen Wlden“ den Aufstand.

Rendswührens CDU-Ortsverband stellt für die Kommunalwahl im Mai einstimmig eine Frau an die Spitze. Die Einigkeit im Ortsverband reicht allerdings nicht bis in die Fraktion der CDU im Kreis Plön.

Rendswühren / 28.01.2023.  Donnerstag standen im CDU Ortsverband Rendswühren die Listenbesetzungen für die Kommunalwahl im Mai auf der Tagesordnung. Insgesamt 14, davon sechs Direktkandidaten, galt es aufzustellen. Nach Christian Rahes Verzicht, als Fraktionsvorsitzender Platz Eins einzunehmen, wurde mit einstimmigem Beschluss Kirsten Voß-Rahe auf Platz Eins der Direktkandidaten gewählt. Die Wahlleitung hatte der Landtagsabgeordnete Tim Brockmann übernommen. „Wir möchten die Beteiligung und Motivation der Frauen in der CDU stärken“, erklärte Christian Rahe. Deswegen sei die die Entscheidung als ein kleines Signal aus dem Ortsverband Rendswühren erfolgt.

Der Graben in der CDU im Kreis Plön ist weiter offen

Ganz anders ging es neben der Kandidatenaufstellung zu. Überraschend, wenn auch nicht unerwartet, wie Kirsten Voß-Rahe aus dem Ortsverband meinte, hatte sich am Vormittag noch der Plöner CDU-Kreisvorsitzende Werner Kalinka zu der Sitzung anmelden lassen. Dabei nahm Kalinka in seinem ihm zugestandenen Grußwort die Gelegenheit wahr, noch einmal auf die Kandidatensituation der CDU zur verkorksten Plöner Landratswahl im Dezember einzugehen, bei der letztlich der Preetzer Bürgermeister Björn Demmin (parteilos) das Rennen machte.

Es sei nicht akzeptabel, dass ein CDU Mitglied trotz anders erfolgter Abstimmung in der Fraktion seine Kandidatur zur Landratswahl nicht zurückzieht. Das sei gegen die Satzung der CDU und parteischädigend. Eine Wahl und damit die Entscheidung für nur einen Kandidaten hätte akzeptiert werden müssen. Gemeint ist Christian Rahe aus Rendswühren, der seine Kandidatur auch gegen den von der Fraktionsführung befürworteten Mitbewerber Stefan Leyk nicht zurückgezogen hatte. In der Abstimmung in der Fraktion war Rahe unterlegen. Allerdings hatte es bereits im Vorfeld Kritik an seiner Bewerbung gegeben, sagte Rahe. Allein blieb Rahe mit seiner Sicht auf die Art und Weise der Kandidatenfindung nicht. 152 CDU Mitglieder hatten im Anschluss an die Wahl in einem offenen Brief der Fraktionsführung mit Werner Kalinka und dem Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion Thomas Hansen einen Rücktritt nahe gelegt. Der am 24. Januar in der CDU-Kreistagsfraktion beratene Antrag auf einen Parteiausschluss Rahes blieb zunächst erfolglos. Rahe erhielt jetzt in einem Anschreiben zeitgleich mit den Mitgliedern der Plöner-CDU zunächst eine Missbilligung seines Verhaltens ausgesprochen.

Er ist nach der verlorenen Landratswahl im Kreis Plön auf Rundreise in den Ortsverbänden, der Plöner Kreisvorsitzende der CDU, Werner Kalinka, (links) im Bild bei der Begrüßung von CDU-Urgestein Claus Hopp im Ortsverband Rendswühren. Neben seiner Gastteilnahme an der Sitzung erläuterte Kalinka noch einmal seinen Standpunkt zur Kandidatenaufstellung zur Landratswahl.

Werner Kalinka, Vorsitzender der CDU im Kreis Plön, nahm Stelluing

Wie Werner Kalinka auf Nachfrage zustimmte, wolle die CDU-Fraktion das Kandidatenverhalten Rahes bezüglich einer Einschätzung als parteischädigendes Verhalten auf Ebene der Bundes-CDU prüfen lassen. Außerdem könne es nicht sein, dass die Presse, wie geschehen, über parteiinterne Vorgänge gespickt werde, legte Kalinka nach. Auch sei zu bezweifeln, ob es eine Liste mit 152 Unterschriften, wie in dem offenen Brief um seinen Rücktritt genannt, überhaupt existiere. (Anmerkung, die Liste liegt der Redaktion vor). Bis heute liege ihm die Liste nicht vor.

Auch der Mitinitiator des Offenen Briefes an Kalinka und Hansen, der Kreistagsabgeordnete Björn Rüter aus Kalübbe war in Rendswühren vor Ort. „Das Thema gehört basisdemokratisch aufgearbeitet“, nahm Rüter Stellung. Wenn die Rede von Mitläufern sei, müsse klargestellt werden, dass die Unterzeichner keineswegs Lemminge, sondern CDU-Mitglieder mit eigener Meinung und Sicht der Dinge sind. „Es geht uns klar und deutlich um den Umgang der Fraktionsführung, sowohl bei der Kandidatenfindung, als auch den mit den Mitgliedern. Das wollen wir transparent aufgearbeitet haben“, sagte Rüter. Wie es nach Sitzungsschluss in Rendswühren hieß, sei das Thema in der CDU-Kreisfraktion keineswegs zu Ende diskutiert. Die „jungen Wilden“ rütteln dabei an den Grundfesten der CDU im Kreis Plön. Seit der verkorksten Kandidatenaufstellung der Plöner CDU-Kreisfraktion zur Landratswahl fordern sie wie Landratskandidat Christian Rahe, eine neue CDU-Kultur und den Rücktritt der Fraktionsführung.

 

Kommentar:

„Es ist angerichtet. Die Speisung des Volkes möge beginnen.“ So könnten böse Zungen die Betrachtung der Kandidatenaufstellung zur Landratswahl im Kreis Plön durch die Fraktionsleitung der Plöner CDU einläuten. „Wir haben uns für Kreispräsident Stefan Leyk als den am besten geeigneten Kandidaten mit tadellosem Leumund ausgesprochen. Das wurde mit 14 zu drei Stimmen gegen Christian Rahe in der Abstimmung in der Fraktion bestätigt“, erklärte der Kreisvorsitzende Werner Kalinka. Dass es durchaus legitim gewesen wäre, einen zweiten Kandidaten ins Rennen zu schicken, davon will Kalinka nichts wissen. An dieser Stelle sei an das Kandidatengerangel zwischen dem ehemaligen Landrat Dr. Volkram Gebel und Mitbewerber Werner Kalinka erinnert. Ganz neu ist das Thema, wenn auch seinerzeit mit noch anderen Vorzeichen versehen, damit keineswegs. „Wir haben uns auf einen Kandidaten geeinigt. Das muss akzeptiert werden“, sagte Kalinka weiter. Dass die Befürwortung Leyks durchaus als fragwürdig eingestuft werden könnte, bleibt unter den Tisch gekehrt. Im Kreistag war für die Nominierung Leyks kaum eine Zustimmung zu erwarten. Im Vorfeld der Wahl war Leyk durch wohlwollend betrachtet bestenfalls als fragwürdig einzuordnende Posts auf Facebook auffällig geworden. Dabei ging es unter anderem um Aussagen zu Grenzschließungen in Deutschland. Daran konnte auch die Schließung der öffentlichen Sicht und einer Beschränkung auf Freunde nichts ändern. Das allerdings scheint auch nach Nachfragen kein Thema für Kalinka zu sein. Da ist doch eher das Verhalten eines jungen Wilden, der als Gegenkandidat um die Ecke kommt, viel eher ein Thema, einmal über parteischädigendes Verhalten und einen Antrag auf einen Parteiausschluss nachzudenken. Wer denn am Ende der CDU im Kreis Plön nach der verlorenen Landratswahl den Bärendienst erwiesen hat, das ist allerdings noch nicht zu Ende gefrühstückt. Guten Appetit!