Für Dr. Jutta Kneisel vom Institut für Ur- und Frühgeschichte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) wird es nicht langweilig. Jede Grabung mehrt den Wissensschatz aus der Vergangenheit.

Für Dr. Jutta Kneisel vom Institut für Ur- und Frühgeschichte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) wird es nicht langweilig. Jede Grabung mehrt den Wissensschatz aus der Vergangenheit.

Bornhöved / 14.09.2018. In Bornhöved haben es die Kieler Archäologen leicht. Zumindest oberflächlich betrachtet muss hier nur irgendwo gegraben werden und mit ein wenig Glück springt den Gräber ein Stück Frühgeschichte an. Spuren einstiger Frühbesiedelung, ehemaliger Schlachtengetümmel und mehr machen Bornhöved zu einer geschichtsträchtigen Stätte. Davon können auch Ortspolitiker und Bauherrn ein Lied singen.

Erst im vergangenen Jahr legten Archäologinnen und Archäologen der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) in der Ausgrabungsstätte Mang de Bargen rund 3.500 Jahre alte Siedlungsreste aus der Bronzezeit frei. Bei Untersuchungen zu einem Bauvorhaben am Kornkamp wurde dieses Jahr ein nicht minder spannender Grabhügel entdeckt.  Auf der knapp fünf Hektar großen Fläche hinter dem Edekamarkt Gothmann und dem Discounter Aldi plant die Gemeinde ein Neubaugebiet mit Raum für 33 Grundstücke und zwei Mehrfamilienhäuser. Außerdem ist geplant den Edekamarkt zu vergrößern. Allerdings muss mit der Erschließung noch bis Oktober gewartet werden. So lange dauern die Grabungsarbeiten der Christian-Albrechts-Universität (CAU) noch, informierte Dr. Jutta Kneisel vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der CAU.

„Besonders spannend und ungewöhnlich ist auf dem jungsteinzeitlichen Grabhügel die Vielzahl von Einbauten“, erklärte die erfahrene Archäologin, die an der Grabung mit gut einem Dutzend Studenten arbeitet.  In einem Kreis von rund 17 Meter Durchmesser zieht sich neben einem umlaufenden Graben eine Steinsetzung aus Findlingen rund um die zentrale Grabstelle herum. Hinzu kommen noch einst in Abständen von drei Metern gesetzte und verkohlte Reste von Holzstämmen, die mit etwa 20 bis 30 Zentimeter Durchmesser und bis zu drei oder vier Meter geschätzter Höhe ungewöhnlich sind. „Möglicherweise stehen die verkohlten Stammreste mit einem Ritual in Verbindung“, meinten die Archäologen. Genau könne das zurzeit nicht zugeordnet werden. Auch zwei beraubte Urnengräber und eine Kochsteingrube, die auf etwa 1500 vor Chr. Datiert wird, machen die Grabung spannend. Der ebenfalls offensichtlich bereits beraubte Grabhügel selbst wird auf etwa 2.700 vor Chr. geschätzt. Die gefundenen Urnengräber dürften aus der Zeit um 500 bis 1100 vor Chr. Stammen, schätzte Jutta Kneisel als groben Überblick.

Wenn es sein muss wird jeder Brocken Lehm mit den Fingern zerbröselt und untersucht ob etwas darin verborgen ist. „Die Kleinarbeit ist mühsam, kostet Konzentration, ist dafür aber spannend“, meinte Gaststudentin Ronja Keuchel aus Berlin, die zum 1. Mal bei einer solchen Ausbildungsgrabung dabei ist.

Wenn es sein muss wird jeder Brocken Lehm mit den Fingern zerbröselt und untersucht ob etwas darin verborgen ist. „Die Kleinarbeit ist mühsam, kostet Konzentration, ist dafür aber spannend“, meinte Gaststudentin Ronja Keuchel aus Berlin, die zum 1. Mal bei einer solchen Ausbildungsgrabung dabei ist.

Spannend ist auch die Beobachtung sogenannter Brüche in der Besiedelung, sagte Kneisel. An den Spuren und Fundstücken lässt sich viel ablesen, wenn die Frage nach ungewöhnlichen menschenfluchten aus einer Region oder Wiederbesiedelungen gestellt wird. Auch die kulturellen Veränderungen von Urnenbeisetzungen zu Grabbestattungen oder umgekehrt zählen hierzu. Selbst spürbare Umweltverschmutzungen, die gar nicht unbedingt eine Erfindung heutiger Tage sind, sind durch die Grabungen und die wissenschaftliche Auswertung erkennbar, sagt Kneisel. Seit Mitte Juli graben die angehenden Archäologen mit Jutta Kneisel und weiteren Mitarbeiter der CAU in Bornhöved. Freitags gibt es um 15.00 Uhr Führungen für die Öffentlichkeit. Dann können sich die Besucher auch ein Bild von der schweißtreibenden Arbeit der Archäologen machen. „Die hatte es dieses Jahr in sich“, meinte Sebastian Wilhelm aus Kiel. 44 Grad Celsius hatte es am heißesten Tag der Grabung gegeben.

 

„So macht Buddeln richtig Spaß“, scherzte Archäologiestudent Ties Heuer aus Kiel. Grabungsleiterin Dr. Jutta Kneisel hatte für ihre Studenten extra geschmiedete spanische Geologenkellen besorgt. Die sind standfester als Baumarktware und erleichtern die Arbeit, meinte die erfahrene Archäologin.

„So macht Buddeln richtig Spaß“, scherzte Archäologiestudent Ties Heuer aus Kiel. Grabungsleiterin Dr. Jutta Kneisel hatte für ihre Studenten extra geschmiedete spanische Geologenkellen besorgt. Die sind standfester als Baumarktware und erleichtern die Arbeit, meinte die erfahrene Archäologin.

Immerhin hatte Grabungsleiterin Jutta Kneisel mit dem Einkauf echter geschmiedeter Archäologen aus Spanien für ein tolles Arbeitsgerät gesorgt, freute sich Archäologiestudent Ties Heuer. Zugegeben, es wurde auch mit Spaten und Schaufel gearbeitet, gestanden die Archäologen. Die meiste Zeit wehrte sich der trockene Bornhöveder Lehmboden allerdings erfolgreich gegen die Schaufel. Hier musste die Studenten zum Spaten greifen und das Grabungsfeld in mühsamer Kleinarbeit freilegen. An sensiblen und spannenden Stellen ging es dann Eimer für Eimer mit der kleinen Grabungskelle zur Sache. „Eine tolle Erfahrung“, meinte auch Gaststudentin Ronja Keuchel aus Berlin, die seit zwei Wochen bei der Ausgrabung dabei war.