Hans-Henning Möllhoff aus Bokhorst, Heiner Staggen aus Schipphorst und Thomas Prien aus Schillsdorf stellen sich im Bokhorster Kirchengemeindehaus in einem Gespräch über Landwirtschaft heute und morgen den Fragen der Menschen aus ihren Dörfern

Kreis Plön / Schillsdorf-Bokhorst / 12.02.2020. Das war neu. Am Montag hatten die Schillsdorfer Landwirte Thomas Prien, Hans-Henning Möllhoff und der Heiner Staggen aus Rendswühren zu einem Gespräch über Landwirtschaft heute und morgen eingeladen. Die drei Landwirte hatten die Einladung in einem kleinen Kreis gehalten. Trotzdem kamen über 50 Gäste in das Bokhorster Kirchengemeindehaus, um an der Gesprächsrunde teilzunehmen. Das Landwirte nicht nur mit dem Trecker nach Hamburg, Kiel oder Berlin fahren, um ihrem Unmut und ihren Sorgen Gehör zu verschaffen, sondern auch ganz direkt vor den Türen ihrer Höfe das Gespräch mit den Menschen und damit Verbrauchern suchen, ist außer einzelnen Aktivitäten oder Veranstaltungen wie der Tag des Offenen Hofes neu. Wie sich allerdings zeigte, war die Idee eine gute, auch wenn die vielen Baustellen der Landwirtschaft kaum in einer etwa zweistündigen Runde gelöst werden konnten.

Neue Wege gemeinsam suchen

Allein, so die drei Landwirte, können die Bauern das Ruder nicht auf einen anderen Kurs drehen. Für eine ökologischere Landwirtschaft müssen gesellschaftliche und politische Weichen gestellt werden, hieß es. „Wenn wir die Unterstützung aus Gesellschaft und Politik erhalten sind wir bereit gemeinsam andere Wege zu gehen“, sagten die drei Landwirte. Fragen gab es viele. Eine war die nach Nitrat, Phosphat oder Pflanzenschutzmittelrückständen im Grundwasser. „Ein schwieriges Thema, aber auch eines, bei dem Grundsatzfragen etwa nach den Richtwerten geklärt werden müssten“, meinte Hans-Henning Möllhoff.

Wieviel Chemie braucht die Landwirtschaft wirklich? Wenn die Bauern als Unternehmer mit ihren Höfen überleben wollen, müssen Rahmenbedingungen verändert werden. „Schönes grünes Land voller Blumenwiesen? Das können wir nicht allein leisten“, lautete das Fazit aus der Bokhorster Runde.

Richtwerte auf den Prüfstand

So liegt der aktuelle Grenzwert für Trinkwasser bei 50 mg/l (Milligramm pro Liter), der von Salaten, Rucola oder Mangold etwa zwischen 1000 und 5000 mg/kg (Kilogramm. Besonders in den Wintermonaten ist der Nitratgehalt in verschiedenen Gemüsen deutlich höher, als in den Sommermonaten, gibt das bayerische Landesamt für Gesundheit Lebensmittelsicherheit an. Wie Heiner Staggen, Vorsitzender im Kreisbauernverband Plön, sagte, hat die Landwirtschaft ihren Anteil am Nitrateintrag in die Böden, ist allerdings auch keineswegs allein verantwortlich. Marode Leitungsnetze, Klärwerksprobleme und mehr zählen hinzu. Nach Untersuchungen des Bundesumweltamtes in deutschen Modellregionen liegen die Werte besonders in Regionen mit hohem Viehbestand über dem Schnitt. In anderen Regionen sinken die Nitratwerte trotz intensiver Landwirtschaft. „Hier müsse noch einiges auf den Prüfstand“, meinten die Landwirte. „Wir haben kein Nitratproblem, sondern ein Bodenproblem, meinte Hans-Henning Möllhoff zum Thema Bodeneinschwemmung von Düngemitteln. Besonders bei leichten Böden sei das Problem deutlich größer, als auf sogenannten schweren Standorten.

Gut 50 Gäste waren der Einladung der Bauern gefolgt. Der Abend bescherte eine durchaus spannende Gesprächsrunde über Probleme der Landwirtschaft heutiger Tage. Zu den Themen gehörte die aktuelle Düngeproblematik ebenso wie die Fragen zur Zukunft der Höfe und die Suche nach neuen Ideen für eine gesunde Landwirtschaft von morgen.

Landwirte sagten weitere Runde zu

Biolandwirt Dirk Kock-Rohwer aus Bönebüttel wollte das Thema Dünger und Nitrat so nicht stehen lassen. Nach aktuellen Zahlen werde erwartet, das der jährliche Aufwand der Nitratfilterung in den Wasserwerken deutschlandweit rund 600 bis 700 Millionen Euro verschlingen werde. In aktuellen Untersuchungen sind außerdem in 275 Wasserproben zu 75 Prozent Pflanzenschutzmittelrückstände gefunden worden. Wir versauen uns unser Grundwasser“, schimpfte der Bönebütteler. Allerdings nicht ohne deutlichen Hinweis an die Politik. Wir können das mit den aktuellen Preisen nicht hinbekommen. Hier irrt Ministerin Klöckner, wenn sie meint, das Problem allein mit einer weiteren Verschärfung der Düngeverordnung in den Griff zu bekommen. Und nein, neue Gräben zwischen Bio und Konventionell will Kock-Rohwer nicht ziehen. Deswegen erklärte sich der „Biobauer“, genauer gesagt Demeterhofbetreiber mit Milchwirtschaft und Ackerbau, auch bereit, in der nächsten Runde auf dem kleinen Bauernpodium in Schillsdorf dabei zu sein. „An einem Abend sind die Fragen der Menschen kaum zu beantworten“, sagte Heiner Staggen. Auch regionale Ideen bräuchten Zeit sich zu entwickeln. Deswegen soll die Runde fortgesetzt werden.