Wird der eigens gebaute Ofen funktionieren? Gespannt beobachteten der afrikanische Perlenmacher Oklah Tetthe, Künstlerin Beate Schnitzler und Lebensgefährte Christoph Andersen (von links) beim Probelauf, ob die Hitze reicht.

Großharrie / 11.09.2012. Ein kurzer trockener Schlag mit einem Stein, dann zerbricht die blaue Flasche in der Hand von Perlenmacher Oklah Tetthe aus Ghana. Zu kleinen Stücken zerstoßen, krümelt der Künstler das Glas in eine Brennform, in der das Altglas bei etwa 1000 Grad beginnt zu fließen und zu einem schmuckvollen blauen Herz verschmilzt. Mit einem Metalldorn sticht Tetthe noch ein Loch für ein Band hinein und ein neues schlichtes aber schönes Schmuckstück ist fertig. „Recycling auf ghanaisch“, schmunzelte der Künstler beim Besuch im schleswig-holsteinischen Großharrie und beim Test des eigens für seinen Besuch gebauten Brennofens aus Lehm. Die Herstellung kunstvoller und historischer Glasperlen mit speziellen Mustern und Farben sei allerdings etwas aufwendiger, verriet der Künstler.

Vor zwei Jahren eröffnete die Musiklehrerin und Künstlerin Beate Schnitzler in Großharrie ihr Schmuck- und Glasperlengeschäft „Bölleli“. Neben den in Eigenarbeit hergestellten Perlen und Schmuckstücken finden Besucher hier eine Vielzahl afrikanischer Perlen, Stoffe, Musikinstrumente und Kunsthandwerk. Zum Einkaufen reist die Künstlerin regelmäßig nach Ghana, um dort direkt bei den Künstlern und Herstellern einzukaufen. Jetzt hat sich Perlenmacher Oklah Tetthe auf den Weg gemacht, um einmal bei einem Gegenbesuch in Deutschland Land und Leute kennenzulernen.

Wenige schlichte Werkzeuge und Formen und dazu ein wenig Glasstaub oder zerbrochenes Flaschenglas reichen dem afrikanischen Perlenmacher, um hieraus kleine Kunstwerke entstehen zu lassen.

Das Handwerk des Perlenmachers ist seit Generationen traditionell verankert bei dem Stamm der Krobos im Osten Ghanas. Sowohl Altglas (Scherben) als auch Pulverglas sind Ausgangspunkt bei der Herstellung. Auch Oklah Tetthes Familie ist voll im Perlengeschäft, sei es mit Herstellung, Verkauf oder Vertrieb. Seine Großmutter wurde vor längere Zeit „Queen of the Beads“ (Königin der Perlen) genannt! Sogar sein ältester Sohn ist bereits im Alter von neun Jahren an dem Handwerk interessiert. Oklah Tetthes Betrieb in Koforidua mit einigen Angestellten, ist nicht nur Verkaufspunkt, sondern auch Ausbildungszentrum. Seit neuestem hat der 37-Jährige einige Arbeitslose in der Ausbildung, die hier lernen Schmuck herzustellen, um sich eine Basis für eine berufliche Zukunft zu schaffen. Auch weiß Oklah Tetthe viel über die traditionelle Bedeutung der Perlen und sorgt mit Vorträgen in Schulen und Hochschulen in Ghana mit dafür, dass alte Traditionen lebendig bleiben. Seine Perlen finden den Weg in die ganze Welt. Aus der USA, aus Australien und vielen europäischen Ländern kommen die Bestellungen und auch die Händler und Freunde, um selber an Ort und Stelle einzukaufen und um bei der Herstellung zuzuschauen.

Bei 1000 Grad Celsius beginnt das Glas zu fließen und aus alten Scherben entstehen neue Formen. In Ghana ist die Kunst des Perlenmachens eine alte Tradition, die ganze Familien ernährt und sogar Arbeitsplätze schafft.

Das können am Sonnabend, den 15. September beim Perlenfest im Bölleli von 12.00 bis 18.00 Uhr, in der Dorfstraße 51, auch interessierte Gäste. In einem eigens hierfür nachgebauten Lehmofen wird Tetthe demonstrieren, wie mit geringen Mitteln und wenigen Werkzeugen kleine Kunstwerke entstehen. Wer selbst einen eigenen Anhänger mit dem Künstler anfertigen möchte, wird gebeten, sich unter Telefon: 04394-991715 anzumelden, da die Zeit begrenzt ist. Neben der Vorführung der afrikanischen Glasperlenkunst sind Arbeiten des Künstlers neben anderem afrikanischen Kunsthandwerk im Bölleli erhältlich. Informationen zu Oklah Tetthe und anderen afrikanischen Kunsthandwerkern gibt es auch auf der englischsprachigen Internetseite: www.eshopafrica.com